Das Grauen einer Geisterstadt – Murdervale“

Es ist eine klassische Gruselgeschichte, die Vicente Cifuentes mit seiner Graphic Novel „Murdervale“ erzählt. Er nutzt dabei auch die typischen Genre-Ingredienzien. Den mysteriösen Mann, der die Protagonisten in Richtung Unheil lenkt, die Geisterstadt, deren Vergangenheit noch lebendig ist und das Ende, das in bester Horror-Manier eben nicht mit dem Sieg des Guten daherkommt, aber auch als unnatürliches Anhängsel fungiert.

Doch der Reihe nach: Alles beginnt damit, dass Victor und Sara schon lange keine gute Beziehung mehr führen, weil er zu viel arbeitet und sie sich vernachlässigt fühlt. Als er vor Überarbeitung zusammenbricht, beschließen sie, endlich das Ferienwochenende zu machen, das sie schon so lange geplant haben. Ihr Weg führt sie dabei nach Murdervale, einem Ort, an dem zu Beginn der 1960er Jahre Schreckliches geschehen ist. Sie merken zwar, wie einsam das alles hier ist, denken aber nicht weiter darüber nach, dass sie niemandem außer ihrer Hauswirtin begegnen. Doch Victor nimmt Dinge wahr, die er auf seine Überbelastung zurückführt. Aber die Präsenz, die ihnen nachstellt, ist nur zu real.

Allzu originell ist „Murdervale“ (Erko-Verlag) nicht, aber Cifuentes schafft es zumindest, die bekannten Genre-Elemente so anzuordnen, dass sich ein guter Lesefluss ergibt, der zielstrebig auf das Finale zusteuert. Das ist dann weniger übernatürlich, als man meinen sollte, aber gerade darum wirkt die letzte Seite mit ihrem Prinzip des last scares auch reichlich bemüht.

Die Zeichnungen sind gefällig, wenn auch nicht allzu komplex. Sie sind jedoch atmosphärisch und sind der Geschichte zuträglich. Als Bonus gibt es noch eine Galerie mit Motiven anderer Künstler, darunter auch dem indonesischen Ardian Syaf, der für Marvel „X-Men“-Comics zeichnete, aber antisemitische und anti-christliche Botschaften einbaute, die zum Skandal und zur Beendigung seines Kontrakts führten.

Vicente Cifuentes: Murdervale. Erko Verlag, Wuppertal 2017. 56 Seiten, € 14,95