„Wir haben uns eine stabile Fanbase erarbeitet“

„Gung Ho“, ein Genre-Mischling aus Teenager-Drama und Action-Survival-Story ist nach „Goethe Band 2“ und der Adaption des Beginns von Wolfgang Hohlbeins „Die Chronik der Unsterblichen“ die dritte Koproduktion von Thomas von Kummant/Benjamin von Eckartsberg, die für ihr Comicschaffen im In- und Ausland bereits mehrfach ausgezeichnet wurden.

Das Kernthema von „Gung Ho“ ist das Erwachsenwerden in einer Gesellschaft, deren Regeln man nicht mitentwickelt hat. Es kommt der Punkt, an dem man sich entscheiden muss, ob man diese Regeln mitträgt und befolgt oder ob man dagegen rebelliert. Es geht um die destruktiven Kräfte der Jugend, aber auch um ihr Potenzial zur Erneuerung der Gesellschaft. Die Gesellschaft ist in „Gung Ho“ die kleine Siedlung Fort Apache in der Gefahrenzone. Das Ganze ist in das Gewand des Endzeit/Survival-Genres gekleidet, hauptsächlich erzählt aus der Perspektive der Teenager. Es ist aber definitiv keine Kindergeschichte. Eher für Teenager und Erwachsene.

In Band 3 von „Gung Ho“ ist es endlich so weit: Die Jugendlichen von Fort Apache bekommen, da sie nun alt genug dafür sind, ihre Waffen und dürfen die Festung nun auch ohne Erwachsene verlassen. Doch während eines Ausflugs an einen Badesee erfolgt ein Angriff der wilden Reißer.

Michael Hüster sprach mit Szenarist Benjamin von Eckartsberg.

Michael Hüster: Hallo Benjamin, nun ist mit Band 3 mehr als die Hälfte der Story erschienen. Wie ist dein Zwischenfazit?
Benjamin von Eckartsberg: Die Resonanz ist vor allem in Frankreich sehr gut, wir haben diverse Preise erhalten, und die Verkäufe sind auch zufriedenstellend. Wir haben uns eine stabile Fanbase erarbeitet, aber es könnten noch viel mehr Leser die Serie entdecken. Wir denken, dass „Gung Ho“ sein Potential noch nicht ausgeschöpft hat.

Ist das Publikum/die Käuferschaft auf Messen eher gemischt oder tendiert das altersmäßig in eine bestimmte Richtung?
Schon gemischt, sowohl geschlechts- als auch altersspezifisch, aber mit einem deutlichen Überhang des männlichen weißen Lesers 30+.

Ist „Gung Ho“ in Sachen Verkäufe im Inland oder im Ausland erfolgreicher?
Im Ausland. Um ein Vielfaches.

Es stehen noch zwei abschließende Bände ins Haus. Da gibt es für Thomas noch reichlich Arbeit. Gibt es im Laufe der Publikationen noch das eine oder das andere, was es für ihn zu verändern gibt, oder bleibt das Styling durchgehend unverändert?
Der Stil ist etabliert und wird bis zum Ende auch beibehalten.

Kommen noch Figuren in Band 4 und 5 hinzu?
Es kommen noch Figuren dazu, aber das Hauptpersonal ist bereits etabliert.

Wie entstand die Optik der Reißer?
Ich habe die Reißer als eine Mischung aus Affen, Raubkatzen und Bären in unterschiedlichen Größen konzipiert und Thomy hat diese Vorgabe dann auf seine Art umgesetzt. Als verbindendes Element der verschieden Subarten haben wir uns für das weiße Fell entschieden. Eine Inspiration für die Jagdtaktik der Reißer war für mich eine Naturdoku über Affen, die ich mal vor langer Zeit gesehen habe.

War das Konzept mit so umfangreichen Büchern im Nachhinein die richtige Wahl, oder wäre es finanziell mit 48 Seiten-Alben für euch besser ausgegangen?
Das ist schwer zu sagen. Rein finanziell scheint es besser, die 400 Seiten Geschichte in zehn Bücher zu teilen und zu verkaufen als in fünf Büchern, da ein 80seitiges Buch nicht doppelt so teuer ist wie ein 48seitiges. Einen schnelleren Veröffentlichungsrhythmus hätte man auch. Aber künstlerisch fühlen wir uns mit dem fünf Bücher à 80-Seiten-Konzept sehr wohl, da es einen anderen Erzählrhythmus erlaubt. Ich persönlich finde den 46-Seiten-Rahmen sehr eng, vor allem wenn man viele Figuren erzählen will.

Hättet ihr für ein Spin-Off oder eine „Gung Ho“-Fortsetzung schon Ideen in der Schublade?
Mir wurde das schon vom Verlag Paquet vorgeschlagen, aber ich habe mich damit noch nicht ernsthaft auseinandergesetzt. Mal sehen.

Oder alternativ Ideen für einen völlig neuen Stoff? Ggf. in welche Richtung?
Ich habe schon Ideen für neue Stoffe, aber die tägliche Arbeit als Illustrator lässt mir wenig Zeit, daran zu arbeiten. Aber da kommt bestimmt noch was. Diesen November erschien in Frankreich, USA und England ein 62-Seiten Album von mir und Chaiko (Zeichner von „Chronik der Unsterblichen“ 3-6), das ich letzten November geschrieben habe. Eine Adaption von Agatha Christies „Mord im Orient-Express“. Das ist eine Auftragsarbeit von unserem Schweizer Verlag Paquet, der verschiedene Agatha Christie-Adaptionen von verschieden Teams herausbringen wird. Das hängt zwar nicht direkt mit der neuen Orient-Express-Verfilmung von Kenneth Branagh zusammen, die im November anlief, aber die Verlage erhoffen sich natürlich einen Synergie-Effekt.

Woran arbeitest du selbst zurzeit?
An diversen Illustrationsaufträgen, Filmprojekte etc. Am erwähnenswertesten ist vielleicht, dass ich diesen Sommer Concept Art und Character-Design für ein neues Pixar-Projekt beigesteuert habe, das sich noch in einer ganz frühen Anfangsphase befindet. Das war sehr aufregend und hat unglaublichen Spaß gemacht.

Benjamin, vielen Dank für die Infos und weiterhin viel Erfolg mit „Gung Ho“!