Für Fans ist der Comic-Salon in Erlangen auch deshalb ein Paradies, weil so unglaublich viele Comickünstler anreisen, die ihre Bücher mit handgezeichneten Bildern signieren. Die längsten Schlangen gibt es bei Klassikern wie Jean-Claude Mézières „Valerian und Veronique“-Serie, die im vergangenen Jahr als Luc-Besson-Verfilmung in die Kinos kam. Lange musste man auch bei Comic-Veteranen anstehen, die plötzlich wieder veröffentlichen. Gerhard Seyfried hat seinen Berliner Anarcho Zwille ins 21. Jahrhundert geholt. Und Brösel bringt nach 18 Jahren mal wieder ein „Werner“-Buch raus. Rötger Feldmann (Brösel): „Das ist genauso ein Hype wie früher, es hat sich nichts geändert ich hätte nicht gedacht, dass die Menschen auf Werner noch so abfahren – aber sie tun es.“
Tatsächlich wurde der neue „Werner – Wat Nu?“-Comic im Internet-Handel schon als Bestseller geführt, bevor er am vergangenen Freitag überhaupt rausgekommen ist. Der linke Rocker-Rebell funktioniert als Marke offenbar immer noch. Rötger Feldmann (Brösel): „Werner ist einfach ein Mensch wie du und ich, der einfach seine Ruhe und seinen Spaß haben will, und wenn den einer nervt, dann muss er sich zur Wehr setzen. Das sollten ja eigentlich alle tun. Wenn das alle tun würden, dann würde die Politik ein bisschen anders laufen in diesem Land. Aber die Menschen laufen ja nur noch ferngesteuert mit ihren Smartphones rum, und die werden ja nur gefüttert mit irgendwelchen Fake News, die sollen sich mal wieder besinnen, wie sie früher waren. Wir haben uns gegen das Establishment aufgebäumt und unser eigenes Ding gemacht.“

Internationaler Comic-Salon Erlangen – Foto: Erich Malter, 2018
Der Comic-Salon ist auch deshalb ein Großereignis für die Szene, weil man sich hier einen Überblick über sämtliche Comicsparten verschaffen kann – einen kleinen Überblick gibt die Liste der Nominierten für den renommierten Max-und Moritz-Preis, der in Erlangen vergeben wird. In den vergangenen Jahren sind die Nominierten immer vielgestaltiger geworden – ein Zeichen dafür, wie stark der Comic in ganz vielen Bereichen ist. Durch die Preisverleihung führen ganz traditionell der Comicexperte Christian Gasser und Comicliebhaberin Hella von Sinnen – und die prämieren nicht nur Kinderbuchklassiker, sondern auch eine erotische Autobiografie. Als bester deutscher Comickünstler aber wird Reinhard Kleist gekürt: „Es ist halt schon so eine Auszeichnung nicht nur für den Moment, sondern für die ganze Arbeit, die man geleistet hat bis zu diesem Punkt, wo man jetzt gerade ist und das war ja bei mir schon so eine ganz schöne Achterbahnfahrt.“

Internationaler Comic-Salon Erlangen – Foto: Erich Malter, 2018
Also nicht wieder eine ganze Musikerbiografie – sondern die Entstehungsgeschichte eines einzelnen Songs von David Bowie. Genug Stoff also für die kommenden Comic-Salons in Erlangen.
Dieser Text erschien zuerst auf: Deutschlandfunk.
Andrea Heinze arbeitet als Kulturjournalistin u. a. für kulturradio rbb, BR, SWR, Deutschlandfunk und MDR.