Isabel Kreitz erhält den Wilhelm-Busch-Preis 2019

Foto: © anjazwei.de

Wie die „Schaumburger Nachrichten“ heute melden, erhält die Hamburger Comic-Künstlerin 2019 den alle zwei Jahre vergebenen Wilhelm-Busch-Preis für satirische und humoristische Zeichenkunst und Versdichtung. Der Preis wird von der Stiftung Sparkasse Schaumburg, der Schaumburger Landschaft und den „Schaumburger Nachrichten“ verliehen und ist mit 10.000 Euro dotiert.

Mit diesem Preis erinnert die Region Schaumburg an ihren berühmten Sohn, der aus dem Dorf Wiedensahl stammte, in dem er jahrzehntelang lebte und arbeitete. Der Wilhelm-Busch-Preis soll deutschsprachige Autorinnen und Autoren würdigen, die sich in ihrer Arbeit der künstlerischen Qualität und der Tradition Wilhelm Buschs verbunden und verpflichtet fühlen. Hierbei sei nicht nur deren Fähigkeiten als satirische Erzähler gefragt, sondern vor allem auch eine ästhetisch-hochwertige Zeichenkunst.

Die bisherigen Preisträger – nach der Neupositionierung des Preises im Jahr 2006 – waren Robert Gernhardt, F.W. Bernstein, Loriot, Ernst Kahl, Franziska Becker und Hans Traxler. Vor zwei Jahren hatte Ralf König – als erster ausgewiesener Comic-Künstler – den Wilhelm-Busch-Preis erhalten. Damit wurde auch ausdrücklich die Bedeutung Wilhelm Buschs bei der Etablierung des modernen Comics gewürdigt.

Wurzeln auch im Funny-Segment

Mit der 1967 in Hamburg geborenen Isabel Kreitz erhält den Preis abermals eine renommierte Comic-Künstlerin, die zuvor unter anderem zwei „Max und Moritz“-Preise gewonnen hat. Die Preisverleihung, die im Herbst in Stadthagen vorgenommen wird, erinnert zudem daran, dass die heute vor allem als realistische Graphic-Novel-Künstlerin bekannte Kreitz gerade zu Beginn ihrer Karriere durchaus auch Berührungspunkte zum Funny-Segment hatte.

So wirkte sie jahrelang im Zeichnerteam der „Ottifanten“ und erreichte erstmals 1993 ein großes Publikum unter dem eigenen Namen als Zeichnerin des Strips „Heiß+fettig“ für die Bild-Zeitung. In dieser Zeit startete sie auch die mehrbändige Comic-Reihe um den Hamburger U-Bahn-Surfer Ralf – ihr vielleicht persönlichstes Werk, das sie mit Unterbrechungen bis 2003 beschäftigen sollte.

Würdige Nachfolgerin Wilhelm Buschs

Heute wird Isabel Kreitz aber vor allem mit Comics in Verbindung gebracht, in denen sie sich mit der jüngeren deutschen Vergangenheit auseinandersetzt, etwa in der Adaption von Uwe Timms Roman „Die Entdeckung der Currywurst“ oder besonders eindrucksvoll in dem Band „Die Sache mit Sorge“, dessen Protagonist zur Zeit des Zweiten Weltkrieges an der deutschen Botschaft in Tokio für die Sowjets spionierte. Mit diesem viel beachteten Werk gehörte Isabel Kreitz zu den Wegbereitern des „Graphic Novel“-Labels, das dem Comic in Deutschland völlig neue Lesergruppen erschloss.

In ihrer Begründung führt die Jury des Wilhelm-Busch-Preises aus: „Auch wenn Isabel Kreitz sich bescheiden mehr als Handwerkerin denn als Künstlerin sieht – sie hat mit ihrem breit aufgestellten Werk eine künstlerische und narrative Qualität vorgelegt, die beispielhaft die ‚Neunte Kunst‘ als kulturell bedeutsam und anderen Kunstformen gleichrangig ausweist. Die Bildgeschichte in kurzer wie auch in romanhaft langer Form als künstlerisches Werk, das Unterhaltung, Genuss und Denkimpuls vereint, war auch die überragende Leistung Wilhelm Buschs. Isabel Kreitz tritt – ganz in diesem Sinne – würdig in seine Nachfolge.“

 


Offenlegung: Der Autor des Beitrags gehört zusammen mit Prof. Hans-Georg Bögner (SK Stiftung Kultur/SK Stiftung Jugend und Medien der Sparkasse KölnBonn), Prof. Dr. em. Dietrich Grünewald (Universität Koblenz-Landau) und Dr. Gisela Vetter Liebenow (Dt. Museum für Karikatur und Zeichenkunst, Hannover) der Jury des Wilhelm-Busch-Preises an.