Bereits seit ewigen Zeiten lebt der greise Aloysius Crumrin in einem alten, finsteren, herrschaftlichen Haus. Über ihn und sein Domizil gehen die wildesten Gerüchte um. Unheimliche wie schreckliche Dinge sollen dort vor sich gehen. Doch jetzt kommt unvermittelt Leben in die altehrwürdige Bude. Denn die Familie Crumrin, Vater, Mutter und Tochter Courtney, ziehen ein – offiziell um sich auf die Pflege des alten Herrn vorzubereiten, inoffiziell um erbliches Interesse nach dessen Ableben anzumelden. Courtney fühlt sich nicht wohl in ihrem neuen Zuhause. Nachts glaubt sie Kobolde und dergleichen zu sehen, und tagsüber wird das ohnehin nicht sonderlich kontaktfreudige Mädchen von ihren Mitschülern gegängelt und gemobbt. Bald baut sie zu ihrem Großonkel Aloysius, der seinen neuen Mitbewohnern sichtlich ablehnend gegenübersteht, ein freundschaftliches Verhältnis auf und entdeckt, dass dieser in magischen Dingen recht firm und gut ausgestattet zu sein scheint. Mithilfe diverser uralter Zauberbücher und den tatsächlich existierenden Kobolden übt sie sich in Magie und merkt bald, dass sie damit immer wieder in Fettnäpfchen tritt, aus denen sie ihr Onkel wieder retten muss…

Ted Naifeh (Autor und Zeichner): „Courtney Crumrin Band 1“.
Aus dem Englischen von Stefan Pannor und Jano Rohleder. Dani Books, Groß-Gerau 2019. 128 Seiten. 14,99 Euro
Highlight des Bandes ist die Episode, die in Goblin Town spielt, einer verborgenen magischen Stadt, in der keine Sterblichen erwünscht sind. Dort versucht Courtney ein Baby zu retten, auf das sie eigentlich aufpassen sollte und das durch einen fiesen Wechselbalg ersetzt wurde. Hier kommt der zackig-kantige Zeichenstil Naifehs, der stets von expressionistischen Motiven durchdrungen ist, bestens zur Geltung. Eine düstere Grundstimmung, eine Geschichte voller magischer Wesen, stets geheimnisvoll und den Leser packend, der nach und nach gemeinsam mit Courtney diese fantastische Welt kennenlernt. Naifeh schafft es, für seine auch in der Gestaltung ungewöhnliche junge Heldin (riesige Augen, keine Nase) eine ständige, wenn auch gemäßigte Gothic-Horror-Atmosphäre aufzubauen, die immer unheimlich, aber gleichermaßen auch ein wenig heimelig wirkt. Zwar wird ab und an mal ein ver(w)irrtes Kind von den Kobolden verspeist, richtig brutal wird es aber nie, was an dem makabren und sarkastischen Humor liegt, der an den richtigen Stellen immer wieder aufblitzt. Somit eine muntere, bisher massiv abwechslungsreiche Gruselserie, die Jung und Alt anspricht und eigentlich die richtige Begleitlektüre für Halloween oder finstere Winternächte darstellt.
Dieser Text erschien zuerst auf: Comicleser.de
Bernd Weigand ist schon über vier Jahrzehnte in Sachen Comics unterwegs: lesen, sammeln, übersetzen. Schreibt auch seit 20 Jahren über Comics, seit 2010 auf comicleser.de.

Seite aus „Courtney Crumrin“ Band 1 (Dani Books)