Knopfaugen blicken dich traurig an – „Die Arche Neo“

Bis vor kurzem führte das Mini-Schwein Neo ein wunderbares Leben. Als „Social-Media“-Star genoss es viel Aufmerksamkeit und modelte sogar als Werbeikone für den Tierschutz. Als es größer und fetter wurde, entsprach es nicht mehr dem Ideal eines kleinen süßen Schweinchens und die Beliebtheit nahm rapide ab. Nun lebt es auf einem tierfreundlichen Bauernhof, der von einer Kommune betrieben wird. Als diese eines Tages durch die Polizei mit Gewalt geräumt wird, flieht es zusammen mit Renate, einer Milchkuh, dem Schaf Soasig und Ferdinand, einem Huhn, das sich selbst für einen Hahn hält. Gemeinsam möchte das ungleiche Team seine Freunde vom sagenumwobenen Schlachthof retten.

Stéphane Betbeder (Autor), Paul Frichet (Zeichner): „Die Arche Neo Band 1“.
Aus dem Französischen von Tanja Krämling. Splitter Verlag, Bielefeld 2019. 64 Seiten. 16 Euro

Große Kulleraugen, ein niedliches Ferkel mit Flügeln und ähnlich herzerwärmende Bildmotive springen einem auf den ersten Seiten von „Die Arche Neo“ entgegen. Schnell gewinnt man dabei den Eindruck, dieses Werk sei für alle Altersklassen gedacht. Dass es sich bei dieser Geschichte vom französischen Autor Stéphane Betbeder nicht bloß um eine handzahme Fabel handelt, wird spätestens nach dem Verlassen des Gehöfts deutlich. Betbeder reichert dieses Szenario mit allerlei gesellschaftspolitischen Themen an. Im Vordergrund steht dabei meist der grausame Umgang des Menschen mit der Natur und den Tieren und welche Konsequenzen dies für alle Beteiligten hat.

Künstler Paul Frichets süße, farbenfrohe Bilder sind ein Augenschmaus. Obwohl die Story im Verlauf immer ernster wird, weicht er nicht von seinem liebevollen Stil ab. Dabei schafft er es, auch die brutalen und blutigen Szenen dramatisch darzustellen und eine bedrückende Atmosphäre zu transportieren. Spätestens wenn man bei diesen Illustrationen angekommen ist, wird klar, dass trotz der gefälligen Darstellung dieses Buch nicht in Kinderhände gehört.

Hinter diesem Comic verbirgt sich viel mehr, als mit dem ersten Blick zu erfassen ist. Der Autor setzt sich ernsthaft mit dem Leiden der Tiere auseinander und präsentiert uns dabei Protagonisten, die man sehr schnell ins Herz schließt. Eine ganz klare Empfehlung für alle Tierfreunde und Gesellschaftskritiker. Auch, wenn man mit Sicherheit die ein oder andere Szene mit einem Kloß im Hals überstehen muss.

Dieser Text erschien zuerst auf: DeinAntiheld.de

Andreas Wolf ist begeisterter Comicleser. Dabei beschränkt er sich nicht auf ein Genre, sondern stöbert gerne in allem, wofür er sich irgendwie begeistern kann. Seine Eindrücke versucht er dann als Co-Autor des Online-Comicmagazins DeinAntiHeld.de zusammenzufassen, um so anderen Menschen diese Werke näherzubringen.

Seite aus „Die Arche Neo“ (Splitter Verlag)