Comic-Bestenliste – Erstes Quartal 2021

30 Kritikerinnen und Kritiker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die in Presse, Rundfunk und Internet regelmäßig Comics, Mangas und Graphic Novels besprechen, stellen alle drei Monate eine gemeinsame Bestenliste zusammen.

Die Comic-Bestenliste – präsentiert von buchreport, Comic.de, rbbKultur Radio und Tagesspiegel – orientiert sich in ihrem Erstellungsverfahren an der renommierten „SWR Bestenliste“ für Literatur.

Die Jurorinnen und Juroren, die am Ende der Seite aufgelistet sind, konnten bis zu vier Comic-Novitäten benennen, denen sie möglichst viele Leser und Leserinnen wünschen, und vergaben je einmal 15, 10, 6 sowie 3 Punkte. Hier folgen jetzt die zehn Bestplatzierten für die zurückliegenden Monate …


Platz 1 (mit 70 Punkten)

Tillie Walden:

AUF EINEM SONNENSTRAHL (Reprodukt)

Klappbroschur, 544 Seiten, farbig, € 29,00, ISBN: 978-3-95640-242-5 • Originalveröffentlichung 2018 unter dem Titel „On a Sunbeam“ im amerikanischen Verlag First Second Books • Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch: Barbara König • Handlettering: Olav Korth • Leseprobe

Karin Krichmayr in ihrem Comic-Blog „Pictotop“ auf „derStandard.at“: „(…) Tillie Walden steht für eine neue Generation junger Comicautorinnen, die das Medium selbstbewusst nutzen und regelrecht kapern, um diversen Lebensrealitäten eine Bühne zu geben. Bemerkenswert an der Geschichte ist, wie selbstverständlich und lässig Walden hier eine durch und durch queere Zukunftsversion inszeniert. In der nebenbei tatsächlich kein einziger Mann vorkommt – was beim Lesen zunächst nicht einmal auffällt und auch für die Story überhaupt keine Relevanz hat (…), https://t1p.de/n40x


Platz 2 (mit 49 Punkten)

Rutu Modan:

TUNNEL (Carlsen)

Hardcover, 280 Seiten, farbig, € 28,00, ISBN: 978-3-551-78592-3 • Originalveröffentlichung 2020 unter dem Titel „Minharot“ im israelischen Verlag Keter Books • Unterstützung bei der Kolorierung: Omer Porat & Michael Bergmann • Übersetzung aus dem Hebräischen: Markus Lemke • Leseprobe (auf Cover klicken)

Christoph Haas in der „Süddeutschen Zeitung“: „(…) Es ist eine wilde, immer wieder sehr komische Geschichte, die Rutu Modan in ihrem Comic ‚Tunnel‘ erzählt. Im Zentrum steht ein Abenteuer, die Suche nach der Bundeslade, die von der israelischen Comic-Künstlerin so spannend wie ironisch als Schatzsuche auf den Spuren von Indiana Jones inszeniert wird. Klar, dass dabei auch der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern eine entscheidende Rolle spielt, immerhin wird illegal unter der Erde der Westbank gegraben (…)“, https://t1p.de/ry2z


Platz 3 (mit 46 Punkten)

Judith Vanistendael:

PENELOPES ZWEI LEBEN (Reprodukt)

Hardcover, 176 Seiten, farbig, € 20,00, ISBN: 978-3-95640-241-8 • Originalveröffentlichung 2019 unter dem Titel „Penelope“ im belgischen Verlag Uitgeverij Oogachtend • Übersetzung aus dem Niederländischen: Andrea Kluitmann • Handlettering: Judith Vanistendael • Leseprobe

Gesa Ufer im Deutschlandfunk Kultur, für den sie auch ein Gespräch mit der Comic-Künstlerin führte: „(…) In einem beeindruckenden und berührenden Comic-Band erzählt die belgische Zeichnerin Judith Vanistendael von einem Frauen-Leben, dessen zwei Welten sich immer weniger verbinden lassen. Während Penelopes Tochter an ihren Latein-Vokabeln verzweifelt, trägt die Mutter den Geist eines syrischen Mädchens mit sich herum, dessen Leben sie auf dem OP-Tisch in Aleppo verloren hat (…) • https://t1p.de/jlbl


Platz 4 (mit 41 Punkten)

Alexander Braun:

WILL EISNER – GRAPHIC NOVEL GODFATHER (avant-verlag)

Hardcover mit Spotlack, 384 Seiten, farbig, € 39,00, ISBN: 978-3-96445-050-0 • Leseprobe

Andrea Heinze auf rbbKultur: „(…) Will Eisner war einer der größten Erneuerer des westlichen Comics. Er hat als erster für ein ausschließlich erwachsenes Publikum gezeichnet (…) Alexander Braun [ist] ein großartiger Analytiker, der zeigt, wie Lebensumstände, Persönlichkeit und Werk zusammenhängen (…) das erzählt Alexander Braun ungeheuer spannend – und das ist seine dritte große Qualität: er kann ausgezeichnet schreiben. Und auf diese Weise wird dieses Buch – das eigentlich ein Katalog zu einer Ausstellung ist – ein wunderbares Werk über die Comicgeschichte, das sehr gut für sich allein stehen kann“ • https://t1p.de/b1uo


Platz 5 (mit 39 Punkten)

Bruno Duhamel:

NIEMALS (avant-verlag)

HC-Album, 64 Seiten, farbig, € 20,00, ISBN: 978-3-96445-048-7 • Originalveröffentlichung 2018 unter dem Titel „Jamais“ in der französischen Bamboo Édition • Übersetzung aus dem Französischen: Lilian Pithan • Leseprobe

Christian Endres auf „die zukunft“: „(…) Nicht nur wegen direkter Referenzen wie dem Fischverkäufer oder thematischer Parallelen wie der unbeugsamen Küstenbewohnerin, sondern auch wegen des geografischen Settings an der französischen Atlantikküste weckt diese charmant inszenierte Bildergeschichte Erinnerungen an ‚Asterix‘. Mehr noch aber ist Bruno Duhamels ‚Niemals‘ ein geistiger Verwandter der Comic-Erfolgsserie ‚Die alten Knacker‘, was den Spirit, den Ton und den Humor angeht. Wer ‚Die alten Knacker‘ mag, wird mit ‚Niemals‘ genauso seinen Spaß haben (…)“, https://t1p.de/fu3c


Platz 6 (mit 37 Punkten)

Baru:

BELLA CIAO 1 (Edition 52)

Hardcover, 136 Seiten, farbig, € 20,00, ISBN: 978-3-948-75504-1 • Originalveröffentlichung 2020 im französischen Verlag Futuropolis • Übersetzung aus dem Französischen: Uwe Löhmann • Leseprobe

Andreas Platthaus in seinem Comic-Blog“ auf faz.net: „(…) Was die Brillanz des Albums ausmacht ist nicht nur der hier zur Vollendung gereifte Personalstil Barus (…), sondern mehr noch der Hybridcharakter der Erzählung, die gerade in ihrer Zersplittertheit dem Thema des Ortsverlusts bei Emigration gerecht wird, der durch eine Identitätsbehauptung kompensiert werden soll. Mit ‚Bella Ciao‘ lernt man somit nicht nur immens viel über die Vergangenheit Italiens und Frankreichs, sondern auch über die Gegenwart im ganzen Europa, wenn nicht gar der ganzen Welt (…)“, https://t1p.de/bw4y


Platz 7 (mit 30 Punkten)

Tamekou:

MY GENDERLESS BOYFRIEND 1 (Carlsen/Hayabusa)

Großtaschenbuch, 176 Seiten, s/w & farbig, € 10,00, ISBN: 978-3-551-62036-1 • Originalveröffentlichung unter dem Titel „Jendāresu Danshi ni Aisareteimasu“ ab 2018 im Magazin „Feel Young“ des japanischen Verlags Shōdensha • Übersetzung aus dem Japanischen: Anne Klink • Leseprobe

Andreas Platthaus in seinem Comic-Blog“ auf faz.net: „(…) Dass aus dem Ruhm im Netz als Rollenvorbild und der geradezu spießbürgerlichen Existenz im trauten Heim sowohl Komik- als auch Konfliktstoff entsteht, macht den Reiz von ‚My Genderless Boyfriend‘ aus. Der Peinlichkeiten sind kein Ende, wobei etliche davon von japanischem Publikum als peinlicher empfunden werden dürften als vom deutschen. Für uns dagegen ist der erste Band ein faszinierender Einblick in die Vermarktungsmechanismen von Sozialen Medien, Bekleidungshandel und nicht zuletzt auch Manga (…)“, https://t1p.de/w518


Platz 8 (mit 28 Punkten)

Anna Haifisch:

RESIDENZ FAHRENBÜHL (Spector Books)

Taschenbuch mit Schutzumschlag, 150 Seiten, violett/weiß, € 14,00, ISBN: 978-3-95905-434-8 • Leseprobe

Jule Hoffmann im Deutschlandfunk Kultur: „(…) Mit viel Sinn für die lächerlichen Seiten des Künstlerdaseins und seiner Abhängigkeit von gesellschaftlicher Wertschätzung und finanzieller Hilfe, nimmt Anna Haifisch in ihrem neuen Comic den Kunstbetrieb aufs Korn. Eine ihrer Spezialitäten, könnte man sagen. Nicht umsonst wurde sie für ihre Zeichnungen des sehr mageren ‚Artist‘ international bekannt, der mal schlotternd die Beine angezogen in einer Ecke, mal auf einer Matratze auf dem Fußboden eines kahlen Raums kauert. Auch in der ‚Residenz Fahrenbühl‘ haben die Mäuse gegen Schaffenskrisen und Selbstzweifel zu kämpfen (…)“, https://t1p.de/fmvn


Platz 9 (mit 27 Punkten)

Ralf König:

VERVIRTE ZEITEN (Rowohlt)

Hardcover, 192 Seiten, farbig, € 24,00, ISBN: 978-3-498-00211-4 • Leseprobe

Lars von Törne in „Der Tagesspiegel“: „(…) Die Liebe in Zeiten der Corona-Pandemie und die Herausforderungen des Lockdowns für den Menschen als soziales Wesen – das sind die großen Themen, die sich als roter Faden durch ‚Vervirte Zeiten‘ ziehen wie die Corona-Inzidenzzahlen durch das vergangene Jahr (…) Königs Figuren geht es ähnlich wie wohl vielen Menschen in den vergangenen zwölf Monaten: Sie versuchen, das Beste aus der Situation zu machen und sich von Kontaktsperren, Klopapiermangel und Krisenstimmung nicht unterkriegen zu lassen – auch wenn sich der Ausnahmezustand manchmal nur schwer aushalten lässt (…)“ • https://t1p.de/yz24


Platz 10 (mit 25 Punkten)

Jean-Yves Delitte:

BLACKBEARD 1 (Splitter)

HC-Album, 48 Seiten, farbig, € 16,00, ISBN: 978-3-96219-590-8 • Originalveröffentlichung 2020 in den französischen Éditions Glénat • Kolorierung: Douchka Delitte • Übersetzung aus dem Französischen: Harald Sachse • Leseprobe

Holger Bachmann auf Comicleser.de: „(…) den eindeutigen Star des Geschehens liefert die optische Gestaltung. Delitte brilliert in detailreichen, oft auch doppelseitigen Darstellungen der Segelschiffe, gespickt mit Einzelheiten wie Myriaden von Tauen, Planken und anderen Einzelheiten, wobei auch das Meer selbst in ruhiger oder aufgewühlter Form quasi als eigener Charakter auftritt. Das einzige, was fehlt, sind die Zündschnüre, die der historische Blackbeard sich gerne in den Rauschebart steckte und anzündete, um eine möglichst erschreckende Figur abzugeben. Aber das kommt ja vielleicht noch in Band 2 (…)“ • https://t1p.de/gt4z


Platz 10 (mit 25 Punkten)

Joe Kessler:

PRISMA (Edition Moderne)

SC-Album mit Schutzumschlag, 272 Seiten, farbig, € 24,00, ISBN: 978-3-03731-216-2 • Originalveröffentlichung 2018 unter dem Titel „Windowpane“ im britischen Verlag Breakdown Press • Übersetzung aus dem Englischen: Christoph Schuler • Leseprobe (auf Cover klicken)

Jule Hoffmann im Deutschlandfunk Kultur: „(…) Man liest den Band mit einer kindlichen Freude an jeder unerwarteten Plotwendung, die auftaucht, und ist bereits, jede Merkwürdigkeit zu akzeptieren – begleitet von einem Gefühl, das einem viele Motive und Erzählungen bekannt vorkommen (…) Ein Kunst-Comic, bei dem sehr viele Bilder zum Betrachten einladen, mit auffälligen Farben und Formen, die man auf sich wirken lassen muss – gedruckt mit Offset-Lithografie, wo jede Farbe mit einer eigenen Folie umgesetzt wird, was eine Druckgrafik-Ästhetik erzeugt (…)“ • https://t1p.de/kpzw


DIE MEDIENPARTNER

buchreport – Die meinungsbildende Fachzeitschrift für die Buchbranche
Comic.de – Das Magazin für Comic-Kultur im Internet
rbbKultur – Deine Ohren werden Augen machen
Der Tagesspiegel– Die größte Zeitung der Hauptstadt


DIE JURY

Barbara Buchholz (Der Tagesspiegel, Schnüss, http://t1p.de/p02p)
Anne Delseit (Animania, https://t1p.de/ae4v)
Christian Endres (die zukunft, Geek!, http://t1p.de/ukpk)
Birte Förster (Titel Kulturmagazin, Der Tagesspiegel, http://t1p.de/qtej)
Gerhard Förster (Die Sprechblase, http://t1p.de/wv34)
Christian Gasser (Radio SRF 2, Neue Zürcher Zeitung, http://t1p.de/mlz5)
Meheddiz Gürle (Lektoratsdienste des ekz.bibliotheksservice, https://t1p.de/qsog)
Christoph Haas (Süddeutsche Zeitung, taz. die tageszeitung, http://t1p.de/fqdm)
Volker Hamann (Alfonz, Reddition, http://t1p.de/lr8o)
Gerd Heger (Saarländischer Rundfunk, http://t1p.de/6kz0)
Andrea Heinze (Deutschlandfunk, rbbKultur, https://t1p.de/lcg9)
Jule Hoffmann (Deutschlandfunk Kultur, http://t1p.de/htfj)
Alex Jakubowski (ARD-aktuell, Comic-Denkblase, https://t1p.de/34ug)
Lucas Sebastian Jordan (Manga Passion, https://t1p.de/7ig7)
Martin Jurgeit (Buchreport, die neunte, http://t1p.de/mnzr)
Michael Klamp (Ostsee-Zeitung, Rostock, https://t1p.de/z4pe)
Karin Krichmayr (Der Standard, http://t1p.de/yjp7)
Jörg Krismann (Comixene, http://t1p.de/axkj)
Gerrit Lungershausen (Comicgate, Comic.de, Closure, http://t1p.de/7xy3)
Mattes Penkert-Hennig (Dein Antiheld, http://t1p.de/5j86)
Andreas Platthaus (Frankfurter Allgemeine Zeitung, http://t1p.de/8f1s)
Claudia Reicherter (Südwest Presse, http://t1p.de/8v3n)
Martin Reiterer (Wiener Zeitung, http://t1p.de/71xu)
Volker Robrahn (Comic-Talk, http://t1p.de/m4q0)
Martin Schöne (3sat, http://t1p.de/qzyh)
Sabine Scholz (Animania, Der Tagesspiegel, http://t1p.de/g2ju)
Anna Mháire Stritter (Orkenspalter TV, https://t1p.de/lyts)
Lars von Törne (Der Tagesspiegel, http://t1p.de/zuip)
Ralph Trommer (taz.die tageszeitung, http://t1p.de/cagt)
Gesa Ufer (Deutschlandfunk Kultur, rbb radioeins, http://t1p.de/680j)