Comic-Bestenliste – Erstes Quartal 2022

30 Kritikerinnen und Kritiker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die in Presse, Rundfunk und Internet regelmäßig Comics, Mangas und Graphic Novels besprechen, stellen alle drei Monate eine gemeinsame Bestenliste zusammen.

Die Comic-Bestenliste – präsentiert von buchreport, Comic.de, rbbKultur Radio und Tagesspiegel – orientiert sich in ihrem Erstellungsverfahren an der renommierten „SWR Bestenliste“ für Literatur.

Die Jurorinnen und Juroren, die am Ende der Seite aufgelistet sind, konnten bis zu vier Comic-Novitäten benennen, denen sie möglichst viele Leser und Leserinnen wünschen, und vergaben je einmal 15, 10, 6 sowie 3 Punkte. Hier folgen jetzt die zehn Bestplatzierten für die zurückliegenden Monate …


Platz 1

R. Kiku Johnson:

KEIN ANDERER (Reprodukt)

Hardcover, 112 Seiten, zweifarbig, € 20,00 • Übersetzung aus dem Englischen: Sven Scheer • Leseprobe

Christoph Haas in Süddeutsche Zeitung: „Treten in diesem Comic also lauter grobe, unsympathische Menschen auf? Keineswegs. Es sind die Mühen des Zusammenlebens, der Bewältigung des alltäglichen Lebens, die in ‚Kein anderer‘ zu Gleichgültigkeit, Gereiztheit und emotionaler Verkapselung führen. (…) Die lakonische Short-Story-Ästhetik eines Ernest Hemingway oder Raymond Carver wird in ‚Kein anderer‘ erfolgreich in den Comic übertragen. Obwohl Johnson in dem querformatigen Band meistens eine strenge Seitenaufteilung verwendet – zwei Reihen von je drei Panels – entsteht durch den elliptischen Stil, der für harte Schnitte sorgt, eine große, fast filmische Dynamik.“


Platz 2

Barry Windsor-Smith:

MONSTER (Cross Cult)

Hardcover, 368 Seiten, s/w, € 40,00 • Leseprobe

Christian Endres auf diezukunft.de: „Diese beiden äußerst intensiven ‚Monstergeschichten‘ verknüpft Barry Windsor-Smith noch mit einigen anderen Schicksalen, außerdem setzt er auf eine interessante chronologische Struktur mit vielen Rückblenden und u. a. illustrierten Tagebucheinträgen – und auf eine unglaubliche Visualisierung. Seine detailreichen Schwarz-Weiß-Kreuzschraffuren erschaffen eine spektakuläre Plastizität und Emotionalität, die Seitenlayouts sind über jeden Zweifel erhaben. (…) Es dürfte schwer werden, dieses Jahr einen beeindruckenderen, intensiveren und wuchtigeren Comic als „Monster“ zu finden.“


Platz 3

Jennifer Daniel:

DAS GUTACHTEN (Carlsen)

Hardcover, farbig, 208 Seiten, € 25,00 • Leseprobe

Barbara Buchholz in Der Tagesspiegel: „Die in Bonn aufgewachsene Jennifer Daniel macht in ‚Das Gutachten‘ in Bildern und Dekor die verklemmte und verdrängende, spießige Atmosphäre der Bundesrepublik in den siebziger Jahren sowie die Bewegung dagegen spürbar. Ihre schablonenartigen Zeichnungen in Wasserfarbenoptik erinnern an Wimmelbilder, wenn auf einer ganzen Seite der Arbeitsweg von Herrn Martin aus dem Süden Bonns über die „Diplomatenrennbahn“ durch das Koblenzer Tor in die Innenstadt überblickt wird: Langer Eugen, Rhein, Hofgarten, Uni-Hauptgebäude im kurfürstlichen Schloss und Altes Rathaus liegen da ästhetisch arrangiert.“


Platz 4

Olga Lawrentjewa:

SURWILO (avant-verlag)

Hardcover, 312 Seiten, s/w, € 28,00 • Übersetzung aus dem Russischen: Ruth Altenhofer • Leseprobe

Martina Knoben in Süddeutsche Zeitung: „Das Buch wirkt zeichnerisch wie aus einem Guss, dabei ändert Lawrentjewa immer wieder alles Mögliche: den Seitenaufbau oder den Grad der Abstraktion. Mal arbeitet sie Gesichter zu eindrucksvollen Porträts aus, dann tupft sie impressionistisch eine Wiese hin oder lässt einen jahrzehntealten Bombentrichter zum schwarzen Zeittunnel werden, der die Großmutter Walentina von einem Panel zum nächsten zurück zum Beginn des Krieges führt, von dem sie anschließend ihren Enkeln erzählt.“


Platz 5

Jurek Malottke nach Kai Meyer:

PHANTASMEN (Splitter Verlag)

Hardcover, 240 Seiten, s/w, € 35,00 • Leseprobe

Alex Jakubowski auf comic-denkblase.de: „‚Phantasmen‘ ist ein überdurchschnittliches Werk. Ein Buch aber, das Zeit braucht, um zu wirken. Und einen Leser, der Lust hat, sich darauf einzulassen. Dann aber entdeckt er eine Graphic Novel, die zeigt, was der Comic heute kann. Gut, dass der Splitter-Verlag an seiner Strategie festhält, jungen deutschen Zeichnern die Möglichkeit zu geben, sich zu entfalten.“


Platz 6

Aisha Franz:

WORK-LIFE-BALANCE (Reprodukt)

Taschenbuch, 256 Seiten, farbig, € 20,00 • Leseprobe

Rilana Kubassa in Der Tagesspiegel: „Zu ihrem Comic sagt Aisha Franz, dass ihre Figuren und deren Erlebnisse auf Erzählungen aus ihrem Umfeld sowie öffentlichen Debatten aus dem Silicon Valley beruhen. Sie entlarvt ein Unwohlsein, das zwischen Start-ups, kryptischen Job-Bezeichnungen und Selbstoptimierungsdruck wohl viele jungen Menschen kennen dürften. (…) Die in erster Linie digitalen Zeichnungen wechseln sich mit einzelnen handgezeichneten Seiten ab. Vornehmlich im Gittermuster sind die Panels nur durch dicke Rahmungen getrennt – wie etwa auch Nadine Redlich verzichtet Aisha Franz auf den klassischen, sogenannten Gap, den freien Raum zwischen den einzelnen Bildern. Dies verdichtet die Erzählung und erweckt den Eindruck, dass die Figuren atemlos durch ihre eigene Story hasten.“


Platz 7

Mattson Tomlin, Andrea Sorrentino:

BATMAN: DIE MASKE IM SPIEGEL (Panini)

Softcover, 172 Seiten, farbig, € 20,00 • Leseprobe

Gerrit Lungershausen auf Comicgate: „Die Spannungsverhältnisse zwischen Wayne und Wong einerseits, zwischen Leslie Thompkins und Wayne andererseits machen den Reiz der Serie aus, wobei Batman als widerspenstiger Patient rasch auserzählt ist, wohingegen die Beziehung zwischen der smarten Detektivin und dem harten Verbrecherjäger ganz gut gelungen ist. Die Zeichnungen von Sorrentino sind nicht ganz so avanciert wie bei Gideon Falls, langweilen aber auf keiner Seite.“


Platz 8

Naoki Urasawa:

ASADORA! Band 1 (Carlsen Manga)

Taschenbuch, 208 Seiten, s/w, € 12,00 • Leseprobe

Andrea Heinze auf rbbKultur: „Die Zutaten, die Urasawas Manga bisher erfolgreich gemacht haben, gibt es auch in ‚Asadora!‘. Das ist die kunstvolle Verschränkung von ganz unterschiedlichen Handlungssträngen, das Nebeneinander von Actionszenen und leisen Millieu- und Psychostudien. Und: dass Urasawa Realität mit Fiktion verschränkt und damit immer wieder an historische Konflikte rührt.“


Platz 9

Igort:

BERICHTE AUS DER UKRAINE (Reprodukt)

Klappenbroschur, 180 Seiten, farbig, € 24,00 • Übersetzung aus dem Italienischen: Giovanni Peduto • Leseprobe

Andrea Heinze auf rbbKultur: „Als die italienische Comic-Ikone Igort im Jahr 2008 und 2009 in die Ukraine reiste, hat er die Geschichte von Menschen aufgezeichnet und die Geschichte der Ukraine recherchiert. Beides hat seit dem Krieg Russlands in der Ukraine eine neue Aktualität bekommen. Denn Igort zeigt, dass die Ukraine nicht erst jetzt um ihre Existenz kämpft.“


Platz 10

Alexander Braun:

HORROR IM COMIC (avant-verlag)

Hardcover, 456 Seiten, farbig, € 49,00 • Leseprobe

Christian Endres auf diezukunft.de: „Nach seinem viel gelobten Sekundärband ‚Will Eisner – Graphic Novel Godfather‘ legt (Alexander Braun) mit „Horror im Comic“ nun sein nächstes reichlich illustriertes Sachbuch über die neunte Kunst des grafischen Erzählens vor, bei dem es sich zugleich um den Katalog zu einer gleichnamigen Ausstellung handelt. (…) Brauns Streifzug fällt also wieder gewohnt üppig und kenntnisreich aus. Der Experte findet, präsentiert und analysiert den internationalen Horror-Comic an den zu erwartenden, aber auch einigen unerwarteten Stellen, und dokumentiert das fundiert mit seinen Worten sowie mit gutem Händchen für die vielen exemplarischen Bilder. Der reinste Horror – und das ist selbstverständlich als Kompliment gemeint.


DIE MEDIENPARTNER

buchreport – Die meinungsbildende Fachzeitschrift für die Buchbranche
Comic.de – Das Magazin für Comic-Kultur im Internet
rbbKultur – Deine Ohren werden Augen machen
Der Tagesspiegel– Die größte Zeitung der Hauptstadt


DIE JURY

Niels Beintker (Bayerischer Rundfunk, https://t1p.de/8o0h)
Barbara Buchholz (Der Tagesspiegel, Schnüss, http://t1p.de/p02p)
Anne Delseit (Animania, https://t1p.de/ae4v)
Christian Endres (die zukunft, Geek!, http://t1p.de/ukpk)
Birte Förster (Titel Kulturmagazin, Der Tagesspiegel, http://t1p.de/qtej)
Gerhard Förster (Die Sprechblase, http://t1p.de/wv34)
Christian Gasser (Radio SRF 2, Neue Zürcher Zeitung, http://t1p.de/mlz5)
Meheddiz Gürle (Lektoratsdienste des ekz.bibliotheksservice, https://t1p.de/qsog)
Christoph Haas (Süddeutsche Zeitung, taz. die tageszeitung, http://t1p.de/fqdm)
Volker Hamann (Alfonz, Reddition, http://t1p.de/lr8o)
Andrea Heinze (Deutschlandfunk, rbbKultur, https://t1p.de/lcg9)
Jule Hoffmann (Deutschlandfunk Kultur, http://t1p.de/htfj)
Alex Jakubowski (ARD-aktuell, Comic-Denkblase, https://t1p.de/34ug)
Lucas Sebastian Jordan (Manga Passion, https://t1p.de/7ig7)
Martin Jurgeit (Buchreport, die neunte, http://t1p.de/mnzr)
Michael Klamp (Ostsee-Zeitung, Rostock, https://t1p.de/z4pe)
Karin Krichmayr (Der Standard, http://t1p.de/yjp7)
Jörg Krismann (Comixene, http://t1p.de/axkj)
Gerrit Lungershausen (Comicgate, Comic.de, Closure, http://t1p.de/7xy3)
Mattes Penkert-Hennig (Dein Antiheld, http://t1p.de/5j86)
Andreas Platthaus (Frankfurter Allgemeine Zeitung, http://t1p.de/8f1s)
Claudia Reicherter (Südwest Presse, http://t1p.de/8v3n)
Martin Reiterer (Wiener Zeitung, http://t1p.de/71xu)
Volker Robrahn (Comic-Talk, http://t1p.de/m4q0)
Martin Schöne (3sat, http://t1p.de/qzyh)
Sabine Scholz (Animania, Der Tagesspiegel, http://t1p.de/g2ju)
Anna Mháire Stritter (Orkenspalter TV, https://t1p.de/lyts)
Lars von Törne (Der Tagesspiegel, http://t1p.de/zuip)
Ralph Trommer (taz.die tageszeitung, http://t1p.de/cagt)
Gesa Ufer (Deutschlandfunk Kultur, rbb radioeins, http://t1p.de/680j)