Thought Bubble Festival lädt Frank Miller wieder aus

Bild aus Frank MIllers "Holy Terror" (Legendary Entertainment)

Eigentlich sollte Comic-Bestseller-Autor und -Zeichner Frank Miller im kommenden November zu Gast beim britischen Comicfestival Thought Bubble in der englischen Grafschaft North Yorkshire sein. Das renommierte Indie-Comicfest teilte nun jedoch mit, dass der US-Künstler aufgrund kritischer Stimmen wieder ausgeladen wurde. Dies berichteten u. a. der Tagesspiegel sowie diverse internationale Medien.

Große Resonanz erhielt vor allem die Kritik der britischen, muslimischen Künstlerin Zainab Akhtar, die via Twitter die Teilnahme ihres Verlags ShortBox am Festival absagte und dies mit der Einladung Millers als Stargast begründete. Anlass für Akhtar war vor allem Millers äußerst umstrittener Comic „Holy Terror“ aus dem Jahr 2011, in dem er auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 reagierte. Der Comic war ursprünglich als Batman-Story für DC Comics geplant, doch geriet darin die Darstellung von Muslimen derart rassistisch, das der Verlag eine Publikation letztlich ablehnte, weshalb Miller die handelnden Figuren abwandelte und das Ganze später über Legendary Comics als eigenständige Graphic Novel veröffentlichte.

„Holy Terror“ stieß auf breite Ablehnung und wurde als „rassistisch“, „muslimfeindlich“ und „geschmacklos“ bezeichnet. Auch Millers rassistische Äußerungen nach Erscheinen des Buches, in denen er immer wieder pauschal Muslime mit Terrororganisation wie Al-Quaida in einen Topf warf, ließen die Kritik an seiner Person und dem Comic nicht abflauen. Dennoch brachte Panini Comics gut ein Jahr später eine deutsche Übersetzung des Comics heraus.

2018 gab Miller in einem Interview mit dem Guardian an, dass er „heute gewisse Dinge anders sehe“. Angesprochen auf „Holy Terror“ sagte er: „I don’t want to go back and start erasing books I did. […] I don’t want to wipe out chapters of my own biography. But I’m not capable of that book again.“ Eine ausdrückliche Distanzierung zum Werk nahm er bis heute jedoch nicht vor.

Die ShortBox-Ankündigung, dem Festival aufgrund der geplanten Anwesenheit Millers fernbleiben zu wollen, verbreitete sich schnell über Twitter und ließ deutliche Kritik gegenüber dem Festival laut werden. Aber auch gegenüber Akhtar, was erwartungsgemäß schnell Hatespeech-Ausmaße annahm. Das Thought Bubble Festival reagierte tags darauf mit einem einem Statement, dass Frank Miller offiziell ausgeladen sei und entschuldigte sich für die späte Reaktion.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf: bizzaroworldcomics.de

Emanuel Brauer ist Betreiber des Comic-Blogs bizzaroworldcomics.de, Autor für Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! – Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.