Lessing-Stipendium geht an die Hamburger Comic-Zeichnerin Birgit Weyhe

Bild aus Birgit Weyhes "Madgermanes" (Avant-Verlag)

Aus der Pressemitteilung der BKM:

Der mit 10.000 Euro dotierte Lessing-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg geht 2021 an Uwe Timm, den in Hamburg geborenen Autor von „Morenga“, „Rot“, „Am Beispiel meines Bruders“ und „Ikarien“. Mit dem Stipendium des Lessing-Preises wird die Comic-Zeichnerin und Dozentin Birgit Weyhe ausgezeichnet, die Autorin der viel beachteten Graphic Novels „Lebenslinien“ und „Madgermanes“. Kultursenator Dr. Carsten Brosda überreicht beide Auszeichnungen am 23. Januar 2022 während der Lessingtage im Thalia Theater. Dem Preisrichterkollegium gehörten Dr. Jan Bürger (Deutsches Literaturarchiv Marbach), Anne-Dore Krohn (Literaturkritikerin RBB), Maike Schiller (Leiterin Feuilleton Hamburger Abendblatt), Selma Wels (Literaturveranstalterin Festival „Wir sind hier“) und Professor Robert Zepf (Direktor Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky) an. (…)

In der Begründung für das Lessing-Stipendium schreibt das Preisrichterkollegium: „Birgit Weyhes Bildgeschichten haben eine starke narrative Kraft, sie gehört zu den Impulsgebern einer neuen Generation von selbstbewussten Zeichnerinnen, die auf die eindrückliche Kombination von Text und Bild setzen. In ihren Comics und Graphic Novels setzt sie sich visuell und auf der Textebene mit dem Thema Erinnerung auseinander. ,Im Himmel ist Jahrmarkt‘ eröffnet anhand der Geschichte ihrer Großeltern ein Panorama der Verirrungen und Versehrtheiten einer Familie im 20. Jahrhundert. ,Madgermanes‘ ist eine gezeichnete Dokumentation über die Vertragsarbeiter aus Mosambik, die ins sozialistische Bruderland DDR kamen.“

Birgit Weyhe wurde 1969 in München geboren. Sie verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Uganda und Kenia und kehrte nach dem Abitur nach Europa zurück. Sie schloss 1997 ihr Studium der Germanistik und Geschichte ab, wandte sich der Kunst zu und studierte Illustration an der HAW Hamburg. Für ihren 2016 erschienenen Comic ,Madgermanes‘ erhielt sie den Comicbuchpreis der Berthold Leibinger Stiftung und den Max-und-Moritz-Preis des Internationalen Comicsalons Erlangen. 2022 erscheint im avant-verlag ihr neuer Comic „Rude Girl“, der sich mit kultureller Aneignung auseinandersetzt.

Der mit 10.000 Euro dotierte Lessing-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg gehört zu den traditionsreichsten Kulturpreisen und wurde 1929 vom Senat anlässlich des 200. Geburtstages von Gotthold Ephraim Lessing gestiftet. Er wird alle vier Jahre verliehen. Zusätzlich wird das mit 5.000 Euro dotierte Stipendium des Lessing-Preises an Hamburger Autorinnen und Autoren vergeben. Die Preisträger und Preisträgerinnen sollen sich im Sinne Lessings den Maximen der Aufklärung verpflichtet fühlen und sie in ihrer geistigen Arbeit zum Ausdruck bringen. Preisträger waren unter anderem Hans Henny Jahnn, Hannah Arendt, Peter Weiss, Walter Jens, Max Horkheimer, Jean Améry, Alexander Kluge, Jan Philipp Reemtsma und Karl Schlögel.