Ob friedlich oder militant, wichtig ist der Ruhestand – „Die alten Knacker Band 8“

10 Jahre „Die alten Knacker“: Der achte Band der Bestseller-Reihe von Wilfrid Lupano und Paul Cauuet ist zugleich ein Jubiläum. Und einer der besten obendrein.

Jetzt steht ein großes Jubiläum an: 60 Jahre Marionettentheater „Der Wolf im Slip“, einst gegründet von Lucette, der Großmutter von Sophie, die heute das Theater betreut. Lucette ist inzwischen verstorben, aber ihr Mann Antoine noch putzmunter und einer der drei alten Knacker. Während sie die Feierlichkeiten in der Scheune von Apfelbauer Civrac (im Prinzip auch ein alter Knacker) vorbereiten, berichtet Antoine seiner Enkelin Sophie die Geschichte des ersten Kusses mit Lucette, oder besser: seine Version davon, was sich als Grundgerüst in Rückblenden durch den Band zieht.

Für einen ersten Aufruhr im kleinen Städtchen Montcoeur, das arg unter einer Hitzewelle leidet, sorgt dann die vermeintliche Ankunft von Pierrot – ein weiterer alter Knacker -, der zum Jubiläum aus Paris anreist (diesmal ohne seine Senioren-Gang „Augenlos und frei“). Doch Pierrot benimmt sich höchst seltsam und bringt damit alle in der örtlichen Kneipe „La Chope“ komplett aus der Fassung. Bis sich zeigt, dass Pierrot gar nicht Pierrot ist.

Man könnte noch viel über die Story erzählen, die sich breit gefächert entfaltet und deren Auslöser ein ausgetrockneter Teich ist. Jede Szene ist überlegt und notwendig, jeder Handlungsstrang fügt sich in das Gesamtbild und wird aufgelöst. Autor Wilfrid Lupano vergisst dabei nichts und niemanden, legt er hier doch mit diesem achten Abenteuer einen der bisher besten Bände der Reihe vor, mit allen humorigen und lieb gewonnenen Zutaten, die den Bestseller inzwischen ausmachen.

Natürlich bestimmen die alten Knacker das Geschehen, hier in erster Linie Antoine mit seiner Vergangenheit. Doch auch seinen beiden Kumpels Pierrot und Mimile wird ausreichend „Screentime“ eingeräumt. Anarchist Pierrot sehen wir nach der köstlichen Kaffee-Episode vor Gericht wieder und erleben, wie er ein lange verschwundenes Familienmitglied trifft. Und Mimile, dem verschmitzten ehemaligen Schwerenöter und jetzigen Rugby-Trainer, gehört ganz allein das wunderbare Bonmot am Schluss, nach dem eigentlichen Finale.

Es ist immer wieder eine große Freude, in die Welt der alten Knacker einzutauchen. Eine Welt, die zwar nicht heil ist, in der Sorgen, (Umwelt-)Probleme und Konflikte aber dann doch stets charmant geklärt und gelöst werden. Man ist zwar gerne laut und beschimpft sich dann rüde, verteilt auch mal einen Kinnhaken, aber die Altersmilde setzt sich am Ende doch immer durch. Und mit dem Jubiläum von „Der Wolf im Slip“ feiert sich die Serie dann auch ein Stück weit selbst (dazu sei auch der dezent eingebundene QR-Code auf dem Cover empfophlen). Wir freuen uns schon jetzt auf das nächste Album!

Dieser Text erschien zuerst auf: Comicleser.de

Wilfrid Lupano (Autor), Paul Cauuet (Zeichner): Die alten Knacker. Band 8: Die kleinen Strolche • Aus dem Französischen von Tanja Krämling • Splitter Verlag, Bielefeld 2025 • Hardcover • 56 Seiten • 17 Euro

Bernd Weigand ist schon über vier Jahrzehnte in Sachen Comics unterwegs: lesen, sammeln, übersetzen. Schreibt auch seit 20 Jahren über Comics, seit 2010 auf comicleser.de.