Nach vielfältigen Comic-Veröffentlichungen wie der HIV-Lebensstudie „Blaue Pillen“, dem Meta-Fantasy-Märchen „Koma“ und der twilightzone-mäßigen Mystery-Graphic-Novel „Sandburg“ präsentierte der 1974 in Genf geborene Frederik Peeters die Science-Fiction-Saga „Aâma“, für die er auf dem Comic-Festival im französischen Angoulême 2013 mit dem wohl wichtigsten europäischen Comic-Preis ausgezeichnet wurde.
Schon im Auftaktband „Der Geruch von heißem Staub“ machte der Schweizer deutlich, dass der Fokus in „Aâma“ nicht auf epischen Raumschlachten und krachender Space-Action liegen soll, sondern auf den Menschen, den Ideen und der Stimmung. Peeters Protagonist ist der anachronistisch technophobe Verloc Nim, der in der fernen Zukunft alles verloren hat und im ersten Album mit seinem Bruder Conrad und dessen Roboter-Gorilla-Bodyguard Churchill zum Planeten Ona(Ji) reiste. Dort ging in einer kleinen Forschungskolonie einiges schief und wurde die revolutionäre Substanz Aâma freigesetzt – eine Ursuppe aus winzigen Robotern, die als Schwarm selbstständig Materie auf subatomarer Ebene verändern können.
Im gerade erschienenen zweiten Album „Die unsichtbare Menge“ erfährt der Leser nicht nur mehr über Nims Scheitern in der Vergangenheit sowie seine Frau und die gemeinsame Tochter, die sie ohne Genetik und Implantate zeugten und auf altmodische Weise in ein problematisches Leben holten. Außerdem steht natürlich der Streifzug über den fremden Planeten an, auf dem die Evolution der Fauna und Flora und der Roboter durch das Aâma völlig aus dem Ruder läuft und tödliche Wunder hervorbringt …
Auch der zweite Teil von „Aâma“ demonstriert, wie gut Frederik Peeters ist und was exzellente Comics und herausragende Science-Fiction ausmacht: Selbstbewusst erzählt und stark gezeichnet, entfaltet sich in „Die unsichtbare Menge“ eine fesselnde SF-Geschichte mit exotischen Kulissen, faszinierenden Ideen und glaubhaften Figuren.
Der dritte, vorletzte Band der Serie ist für Ende des Jahres angekündigt.
Frederik Peeters: Aâma Bd. 2: Die unsichtbare Menge. Reprodukt, Berlin 2015. 88 Seiten, € 20,00