„Ich, der Mörder“ – Die exklusive Kunst des Tötens

Leben und Taten des Polza Mancini aus Manu Larcenets intensivem Meisterwerk „Blast“ sind noch nicht einmal vollständig verarbeitet und verdaut, da kommt auch schon der nächste Comic-Serienkiller um die Ecke, der so vernünftig erscheint, dass man zwischen Sympathie, Faszination und Entsetzen pendelt.

Autor Antonio Altarriba (Die Kunst zu fliegen) und Zeichner José Antonio Godoy alias Keko liefern in „Ich, der Mörder“ das fiktive Portrait von Emilio Rodriguez, einem spanischen Kunstprofessor, der sich auf Tod und Grausamkeit in der Kunst spezialisiert hat. Außerdem hält er das Töten für die höchste Kunstform von allen. Als variantenreicher Killer reist der 53-jährige Professor durch die Welt, wobei er sich weniger für einen Serienmörder und viel mehr für einen ‚Exklusivmörder’ hält, schließlich ist jede seiner Taten ein Kunstwerk für sich. Trotz aller Vorsicht und zum Teil Willkür stehen eines Tages jedoch zwei Polizisten vor ihm und ziehen Verbindungen zwischen Rodriguez’ kunstwissenschaftlichen Thesen und einem zerstückelten Leichnam …

An diesem finsteren, erwachsenen und expliziten Comic-Krimi ist einiges ganz schön spanisch. Denn die nicht unbedingt friedliche Unabhängigkeitsbewegung im Baskenland ist anfangs genauso Bestand der Story wie die Ellenbogenmentalität im Universitätsbetrieb, die westliche Kunstgeschichte oder die Probleme von Paaren. Umgesetzt hat Altarriba, der im Übrigen an der selben Hochschule unterrichtet wie sein tödlicher Ich-Erzähler, das mit viel Nähe zu Rodriguez, während Keko seine treffsicheren Schwarzweißbilder an genau der richtigen Stelle um grelles Rot ergänzt. Wofür er die Farbe hauptsächlich nutzt, ist nicht schwer zu erraten.

Hier gibt es eine Leseprobe zu „Ich, der Mörder“, das keinen zweiten Mancini präsentiert und aufgrund der Kunstszene als Setting manchmal auch etwas zu intellektuell rüberkommt. Nichtsdestotrotz wurde der solide Band mit mehr als einem französischen Comic-Preis ausgezeichnet.

Antonio Altarriba & Keko: Ich, der Mörder. Avant-Verlag, Berlin 2015. 136 Seiten, € 24,95