Eric Powells preisgekrönte Comic-Freakshow im Ziegelstein-Format auf Deutsch.
Eric Powells „The Goon“ mauserte sich von einem schrägen Independent-Comic-Spaß zu einem preisgekrönten schrägen Mainstream-Comic-Spaß. Dennoch sind die Geschichten mit dem körperlich und seelisch vernarbten Scheißkerl-Verprügler und Monster-Smasher noch immer weit davon entfernt, in irgendeiner Weise angepasst oder zahm zu sein. Powell verbeugt sich wie gehabt vor trashigen alten Monster-Filmen und Horror-Comics sowie diversen Zeichner-Altmeistern. Garniert wird das Ganze mit deftig-zotigem Humor, stumpfer bis spitzer Gewalt und allerhand Splatter. Zeichnerisch ist Mr. Powell, der sich vor allem am Anfang seiner Karriere gerne als Hinterwäldler inszenierte, ja sowieso seit geraumer Zeit zwischen den Sternen unterwegs mit seinem erstaunlich weichen Stil-Destillat aus Jack Kirby, Bernie Wrightson, Frank Frazetta und Wally Wood.
Auf Deutsch haben Goons Abenteuer jetzt eine Formats-Umstellung erfahren: Anstelle weiterer einzelner Bände, erschien gerade ein fetter Ziegelstein, so dick wie drei Einzelbände. Der auf 1111 Exemplare limitierte Hardcover „Geschichten aus dem The Goon Universum 1“ präsentiert auf 415 Seiten zehn neue US-Hefte der fortlaufenden „Goon“-Serie, die komplette Goon-Back-Up-Story aus Powells Miniserie „Billy the Kid’s Old Timey Oddities and the Ghastly Fiend of London“, endlich die geniale „Bussard“-Miniserie sowie eine Goon-Geschichte, die ursprünglich exklusiv auf der Website von „USA Today“ zu lesen war.
Dazu kommen Vorworte von Steve „30 Days of Night“ Niles und Jon Schnepp und Goon-Pin-Ups von u. a. Mike Ploog, Mike „Hellboy“ Mignola, Jeff „Bone“ Smith und – womit sich der Kreis ein bisschen schließt – Bernie Wrightson. Und als wäre das noch nicht irre genug zum üblichen Goon-Wahnsinn, hat sich Powell noch selbst in eine der Episoden geschrieben, Filmemacher Frank Darabont zu einem Gastauftritt verholfen und neben Gast-Autor Evan Dorkin überdies eine Geschichte im Gepäck, die anstelle von Texten nur Bilder in den Sprechblasen enthält. Zum Schluss kriegen auch noch Superhelden-Comics ihr Fett weg, mit denen bzw. deren Verlagen in den USA Powell gar nichts mehr anfangen kann.
Man braucht vielleicht ein bisschen, um mit dem Goon und seiner Zombie-Gangster-Stadt der körperlich entstellten und geistig verdorbenen warm zu werden, und zwischendurch verliert man womöglich auch mal kurzzeitig den Faden, da Handlungsstränge aus rund 15 Jahren verknüpft werden. Ein Vergnügen sind Powells Freaks und sein überzogener Horror-Spaß mit oft überraschend gefühlvollen Schlaglichtern trotzdem jederzeit.
Fehlt eigentlich bloß noch die überfällige Goon-Verfilmung, für den vor einigen Jahren sogar Regisseur David Fincher die Werbetrommel rührte.
Eric Powell: Geschichten aus dem The Goon Universum Bd. 1. Cross Cult, Ludwigsburg 2015. 415 Seiten, € 50,00