„Nomaden“– Flüchtlingsschicksale

Globale Krisen herunter gebrochen auf das Leben Einzelner.

Der Künstler Xosé Tomás hat sich lange mit seinem Werk „Nomaden“ beschäftigt. Er hat Grundlagenrecherche betrieben, echte Menschen getroffen, sich ihre Geschichten angehört und sie dann destilliert. Es sind vor allem die Geschichten der Frauen, die ihn nicht mehr losließen.

„Das Frausein schien mir dabei in vielen Situationen das größte Hindernis zu sein“, erklärt der Künstler. Weil die Reise, die Flucht um ein so viel Mehrfaches gefährlicher ist. Und weil ihre Leben bedrohter sind. Tomás führt das anhand von Einzelschicksalen vor, wenn er von einer Frau erzählt, die ihren Körper verkauft, um der Familie in der Heimat Geld schicken zu können. Oder von der alten Frau, die ihre Tochter ins Ausland begleitet hat, aber nicht mehr die Kraft zur Integration hat.

Es sind nur kurze Vignetten verschiedener Leben, die hier präsentiert werden. Ausschnitte, die oftmals nicht genug in die Tiefe gehen, fast plakativ erscheinen – oder vorhersehbar wie die Geschichte der Prostituierten. Aber Tomás will einen Abriss bieten, einen Überblick über Flüchtlings- und Immigrationsprobleme überall auf der Welt.

Sein Buch ist dabei aktueller denn je, auch wenn er nicht hätte ahnen können, wie sehr es gerade nun einen Nerv trifft. Weil es dem aktuellen Flüchtlingsthema ein Gesicht gibt. Die Masse kann man ignorieren, das Leben des Einzelnen berührt jedoch – so wie das Schicksal der acht Frauen, die Tomás exemplarisch hier erzählt.

Xosé Tomás: Nomaden. Erko Verlag, Wuppertal 2015. 80 Seiten, € 14,95

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