„Frankenstein Underground“ – Monster unter Monstern

In „Geschichten aus dem Hellboy-Universum Bd. 2“ ließen Hellboy-Erfinder Mike Mignola und Comic-Legende Richard Corben den Höllenjungen irgendwo in Mexiko gegen Frankensteins Monster antreten. Im gerade auf Deutsch erschienenen „Frankenstein Underground“ enthüllt Mignola zusammen mit dem neuseeländischen Zeichner Ben Stenbeck („Baltimore“) nun das weitere Schicksal der Kreatur aus Mary Shelleys Romanklassiker „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ von 1818.

Mignola und Stenbeck portraitieren das Monster, das Victor Frankenstein in seinem Laboratorium aus Leichenteilen erschaffen hat und dann zu einem schrecklichen Leben in Ablehnung und Einsamkeit verdammte, als Getriebenen auf der Suche nach Erlösung. Ob in historischen Flashbacks oder nach dem Zusammenprall mit Hellboy in den 50ern: Die grausamen Missetaten derer, die dem Monstrum mit Abscheu und Verachtung begegneten, verfolgen die gepeinigte Kreatur genauso wie ihre eigenen Taten. Schließlich verflucht Frankensteins verzweifelte Schöpfung uralte, fremde Götter – und scheint in ihrer persönlichen Hölle voller Monster zu landen. Diese Hölle ist in Wahrheit jedoch die Hohle Erde …

Das unterirdische Reich, das auf die Mythen der frühen menschlichen Zivilisation Hyperboreas zurückgeht, ist Lesern von Mignolas Geschichten über Hellboy und die B.U.A.P. bestens vertraut. Mignola-Fans können sich außerdem auf noch mehr alte Bekannte, Wesen und Quellen aus früheren Episoden freuen. Ben Stenbeck tut unterdessen in allen fünf Kapiteln sein Bestes, Mignolas Visionen so umzusetzen, als wäre der stilsichere Meister persönlich zu Werke gegangen. Dass das nie wie eine flache Kopie wirkt, sagt alles über Steinbecks Können. Es war damals schon in „B.U.A.P.: Der ektoplasmische Mann“ absehbar und hat sich seither immer wieder bestätigt, dass der Neuseeländer ein genauso kongenialer Partner für Mignola ist wie zuvor etwa Guy Davis. Abgerundet werden die perfekt inszenierten Seiten, die im großzügigen Alben-Format umso besser zur Geltung kommen, durch die gewohnt stimmungsvolle Kolorierung von Dave Stewart.

Gegen Ende verliert sich Mike Mignola wieder mal ein bisschen in seinem mythischen Spezialwissen – vielleicht verläuft man sich als Leser aber auch bloß in Mignolas labyrinthischem Kopf. Macht nichts, „Frankenstein Underground“ ist trotzdem ein toller Streifzug durch den Mignola- und den Hellboy-Kosmos, und Frankensteins Monster in Abwesenheit des Höllenjungen allemal ein würdiger, tragischer Protagonist.

Die üppige deutsche Alben-Ausgabe von „Frankenstein Underground“ kommt mit einem Skizzenbuch-Anhang daher und ist auf 1444 Exemplare limitiert.

Mike Mignola, Ben Stenbeck: Frankenstein Underground. Cross Cult, Ludwigsburg 2015. 144 Seiten, € 29,95