Nestor Burma ermittelt wieder – „Bambule am Boul’ Mich’“

Nestor Burma ist ein Privatdetektiv, der vom Schriftsteller Léo Malet erfunden wurde. Von 1943 bis 1983 erschienen zahlreiche Romane, schon 1946 folgte die erste Verfilmung, der sich Jahrzehnte später noch weitere anschließen sollten, bevor Burma in einer Fernsehserie seine Abenteuer erlebte.

Jacques Tardi begann zu Beginn der 1980er Jahre mit einer Adaption eines Nestor-Burma-Romans. Er definierte – zumindest für Comic-Leser – das Aussehen des gewieften Detektivs mit der Schirmmütze und der Stierkopfpeife. Weitere Adaptionen folgten, die bis ins Jahr 2000 bei Carlsen und der Edition Moderne erschienen. „Wie steht mir Tod?“ war seine letzte Nestor-Burma-Geschichte, danach übernahm Emmanuel Moynot mit drei Adaptionen, bevor Nicolas Barral mit „Stress um Strapse“ zum Zug kam. Nun liegt der neueste Band vor: „Bambule am Boul‘ Mich‘“.

Alles beginnt mit dem Selbstmord des jungen Mannes Paul, den seine Freundin Jacqueline nicht akzeptieren kann. Sie wendet sich an Nestor Burma, von dem sie will, dass er herausfindet, wer Paul ermordet hat. Burma ist überzeugt, dass es wirklich Selbstmord war, doch er ermittelt, weil er hofft, es der Frau so leichter zu machen, mit dem Verlust fertig zu werden. Doch je mehr er sich engagiert, desto verfahrener wird die Situation. Denn obschon er am Selbstmord des jungen Mannes keinen Zweifel hat, scheint es plötzlich Gründe und Menschen zu geben, die ihn dazu getrieben haben.

Barral erzählt klassisch, aus der Ich-Perspektive des Ermittlers – ganz so, wie hartgesottene Detektiv-Geschichten aussehen müssen. Die Geschichte ist dabei angenehm komplex, geht es doch um einen Fall, der so einfach aussieht, es aber doch nicht ist – und sich auch am Ende nicht in Wohlgefallen auflöst. Denn auch wenn alle losen Fäden aufgeknüpft scheinen, bleibt doch die Frage, ob Burmas These – so plausibel sie auch sein mag – wirklich stimmt.

„Bambule am Boul‘ Mich‘“ mag kein neuer Tardi sein, ist aber sicherlich das Nächstbeste, auch und gerade, weil Tardi sich die Figur des Nestor Burma so sehr zu eigen gemacht hat.

Léo Malet, Nicoals Barral: Bambule am Boul’ Mich’. Schreiber & Leser, Hamburg 2016. 96 Seiten, € 19,80

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