Stadtneurotiker, Monstermänner und Vogelbeobachter

Literatur allerorten: In Alessandro Totas „Die große Illusion“ will sich die Protagonistin als Pulp-Autorin bewähren, in Bernie Wrightons letztem Comic „Frankenstein Alive, Alive!“ hat sich das berühmte Monster rehabilitiert, und in Poes „Raben“ steckt noch manch schaurige Bildidee. Eindrucksvolle, liebenswerte, diskutable Phantastik-Comics der letzten Monate.

Alessandro Tota: Die große Illusion. Band 1

Ein Hohelied auf die US-amerikanische Pulp-Kultur der 1930er und das kreative Feuer, das sie am Leben hielt, aber keine Apotheose: Der italienische Comiczeichner Alessandro Tota schickt seine junge Protagonistin Diana Morgan aus Kansas ins Herz von New York. Ihr Ziel: Für ein Pulp-Magazin Detektivgeschichten schreiben, so wie jene, die sie ihr bettelarmes Leben auf dem Land für die Dauer der Lektüre vergessen ließen – und für diesen Neustart braucht’s auch einen neuen, klingenderen Namen: Roberta Miller! Mit Morgans Ankunft in der Metropole beginnt die harte Schule des Lebens: Ihr Koffer wird gestohlen, bald auch ihr letztes Quentchen Selbstbewusstsein. Große Depression, Straßenkämpfe, Arbeitslosigkeit, Obdachlosenheim. Schließlich landet sie als Redaktionsassistentin bei der sozialistischen Zeitung „Rise of the Masses“. Dort gibt’s zwar nur Idealismus als Honorar, doch lässt sich so zumindest das Handwerk erlernen. Der Kontakt zu einem narzisstischen wie chauvinistischen Maler in Geldnot hilft ihr aus der Krise: Weil Superhelden boomen, lancieren sie gemeinsam – unter ständigem Zeitdruck, aber erfolgreich – für einen zwielichtigen Verleger die Comicheftserie „Dogman“.

Alessandro Tota erzählt keine melodramatische Aufsteigergeschichte, und er segnet auch nicht die Anfänge der Comic-Industrie: Kreative Arbeit ist in der zweibändig konzipierten Graphic Novel eine Schinderei unterm Gesetz eines brutalen Kapitalismus: Unterbezahlung, miese Verträge, keine Urheberrechte, Zeitnot, Konkurrenz und Einsamkeit sind die Konsequenzen für Morgans bescheidenen Erfolg. Tota rückt überdies den gesellschaftspolitischen Rahmen ins Licht: Armut, Rassismus (unter und gegenüber den Migrant*innen), Misogynie (Morgan wird das Pseudonym Bob Smoke aufgezwungen: „Einen Frauennamen kannst du nicht nehmen… Dann sind die Leser enttäuscht.“), Homophobie (Morgan verrät in dieser Macker-Kultur niemandem, dass sie lesbisch ist) und die Angst vor einem Weltkrieg sind allgegenwärtig. Man muss das nicht nur historisch lesen: Spätestens wenn der „Masses“-Chefredakteur seinen Job verliert, weil er aus journalistischem Ethos einen sowjetkritischen Bericht über Verfolgungen, Scheinprozesse und Deportationen zuließ, wirkt dies wie ein Fingerzeig auf die faschistische Transformation des heutigen Russlands, die vom Gros der antiimperialistischen Linken nicht minder kaltschnäuzig ignoriert wird. Tota blickt in den Abgrund der Geschichte, und der starrt bedrohlich zurück.

Alessandro Tota: Die große Illusion. Band 1 • Reprodukt, Berlin 2024 • 248 Seiten • Hardcover • € 29,00

Sascha Hommer: Das kalte Herz

Der Frühkapitalismus spielt auch in Wilhelm Hauffs Märchen „Das kalte Herz“, das Sascha Hommer adaptiert hat, eine Rolle, erstaunlich genug für ein Werk der Romantik. Peter Munk, die Hauptfigur, ist als Kohlenbrenner im frühen 19. Jahrhundert bereits ein Anachronismus, gefährdet von der Dampfmaschine. Jedewede Form des Ansehens ist in Hauffs Erzählung vom materiellen Reichtum bestimmt. Der Schwarzwald, in den Reisende nicht der Bäume, sondern der Leute wegen hineinschauen sollen, wie es im ersten Satz sowohl des Märchens als auch der Adaption heißt, ist vom Idyll der Natur, wie sie die Romantik beschwor, längst abgekoppelt, ein finstrer Ort voller selbstsüchtiger Gestalten, zudem ausgebeutete Ressource. Und der Stein, den Munk als Tausch für sein Herz und die Aussicht auf Reichtum fortan in der Brust tragen muss, bindet allegorisch die buchstäbliche Kaltherzigkeit an die Habgier, die den Menschen den sozialen Verstand austreiben. Dunkler Stoff, für den Hommer fantastische Landschaftsbilder findet, die vor allem im Kontrast zu seinen weichen Figuren mit ihren großen Augen schaurige Stimmungen erzeugen, sei es im Zusammenspiel der Panels oder als ganzseitige Gemälde. Ein kleines Meisterwerk unter den literarischen Comicadaptionen.

Sascha Hommer: Das kalte Herz • Reprodukt, Berlin 2024 • 160 Seiten • Hardcover • € 24,00

Bernie Wrightson, Steve Niles, Kelley Jones: Frankenstein Alive, Alive!

„Frankenstein Alive, Alive!“ war die letzte Arbeit des 2017 verstorbenen US-Zeichners Bernie Wrightson, ein auf vier Hefte angelegtes Sequel des Frankenstein-Stoffs. Wrightson konnte das vierte Heft nicht mehr beenden und beauftragte Kelley Jones damit, auf Basis seiner Layouts und Thumbnails die Mini-Serie abzuschließen. Man merkt, dass Jones‘ Hand von Demut geleitet wurde. Der Plot greift das Motiv der entfremdeten Existenz erneut auf: Das Monster hat überlebt, heißt nun Frank und versucht als Attraktion einer Freakshow von den Menschen akzeptiert zu werden. In einer privaten Essensrunde – ein kleiner Verweis auf Wrightsons eigenes Werk „Freakshow“ – spricht es von seinem vergeblichen Ringen um einen Platz unter ihnen. Die Tragik mag altbekannt sein, aber das penibel aufbereitete Setting und der Blick fürs Detail, die aufs Genaueste großformatig ausgearbeiteten Forschungsräume, Bibliotheken und verschneiten Dorfwege, sind weiterhin atemberaubend. Ein trauriger Abschied eines Comic-Solitärs.

Bernie Wrightson, Steve Niles, Kelley Jones: Frankenstein Alive, Alive! • Splitter Verlag, Bielefeld 2024 • 104 Seiten • Hardcover • € 25,00

Peter Eickmeyer, Gaby von Borstel: Der Rabe/The Raven

Am 7. Oktober war Edgar Allan Poes 175. Todestag, und das Künstler*innen-Paar Gaby von Borstel und Peter Eickmeyer hat darum eine illustrierte, zweisprachige Ausgabe von Poes berühmtestem Gedicht „Der Rabe“ (in Carl Theodor Ebens Übersetzung) vorgelegt. Erst im vergangenen Jahr veröffentlichten beide eine illustrierte Heine-Biographie; man bleibt also der Gattung treu. Eickmeyer nutzt eine doppelte Bildebene: Großflächig, in majestätischer Anmut dominiert der Rabe die Seiten, während am Rand, buchstäblich als roter Faden implementiert und sequentiell montiert, die Perspektive des lyrischen Ichs zu sehen ist. Eickmeyers Neigung zum kontrolliert schmutzig aquarellierten Gemälde fusioniert so mit einem monochromen Skizzen-Stil, Illustrationskunst mit Comic-Bonus sozusagen – inklusive eines atmosphärischen Nachschlags im Original-Teil, in dem die Zeichnungen negativiert präsentiert werden, was dem Raben ein weitaus erschreckenderes Antlitz verleiht und im Zusammenspiel mit seiner gravitätischeren Darstellung im deutschsprachigen Abschnitt auf dessen ambivalente Rolle in der westeuropäischen Kulturgeschichte referiert. Im Anhang folgt darum, neben einer Würdigung Poes, auch eine Rehabilitation dieser Gymnasiasten der Lüfte.

Peter Eickmeyer, Gaby von Borstel: Der Rabe/The Raven • Splitter Verlag, Bielefeld 2024 • 64 Seiten • Hardcover • € 18,00

The Simpsons: Treehouse of Horror. Necronomnibus Band 2

Die Halloween-Geschichten waren auch in den Simpsons-Comics stets ein Highlight, weil hier hauptsächlich Gast-Künstler*innen ihre Interpretationen ablieferten. Beim Splitter-Imprint Toonfish ist der zweite pompöse Sammelband erschienen (der abschließende dritte folgt zu Halloween 2025). Natürlich darf man nicht die Finesse der TV-Episoden erwarten, an denen eine Gruppe Drehbuchautor*innen monatelang justiert. Ein gewisser narrativer Gleichklang ist auf Dauer nicht zu leugnen, aber schließlich waren als ursprüngliche Publikationsform auch dünne Kiosk-Hefte, keine Trumm-Editionen. Über stilistische Abwechslung hingegen wird man sich nicht beklagen können, und selbstverständlich sind ein paar exzellente Horror-Juwelen darunter, allen voran Jim Woodrings für den Eisner Award nominierte Meta-EC-Hommage „Harvest of Fear“.

The Simpsons: Treehouse of Horror. Necronomnibus Band 2 • Toonfish, Bielefeld 2024 • 400 Seiten • Hardcover • € 49,80

Karla-Jean von Wissel: Face with Tears of Joy

Face with Tears of Joy war im Jahr 2015 das meist genutzte Emoji weltweit, und so lautet auch der Titel des Sachcomics von Karla-Jean von Wissel, in dem die Zeichnerin die Geschichte der Bildschriftzeichen unter semiotischen, technologischen, philosophischen und kommunikationstheoretischen Aspekten untersucht. Das ist oft sehr lustig und erkenntnisfördernd, weil ihr betörend reduktionistischer Zeichenstil dafür sorgt, dass die Themen niemals in der Theorie versanden und bloß im Wechsel von Textblöcken und talking heads vermittelt würden. Viele Sachcomics sind langweilig, nutzen die Zeichnungen zur Illustration des Inhalts und ordnen das Medium dem Sujet unter. Hier haben die Emojis die visuelle Ebene geradezu okkupiert, und dies trotz eines gewaltigen Recherchekorpus, den man dem Gegenstand auf den ersten Blick gar nicht zutrauen würde. Und so folgt man fasziniert den Gedanken der Autorin, wie sich an vermeintlich global normierten Zeichen ein stetig wandelnder, immer differenzierterer Interpretationsstrom anschließt, die sprachtheoretischen Überlegungen Saussures auf Charles Sanders Peirce treffen, ohne dabei die (nicht nur technologisch-)ökonomischen Zusammenhänge zu übersehen: Oder warum hat sich als Pommes-Emoji wohl ausgerechnet das von Mc Donald’s durchgesetzt?

Karla-Jean von Wissel: Face with Tears of Joy • Ankerwechsel Verlag, Hamburg 2024 • 160 Seiten • Softcover • € 32,00

Jeff Lemire, Andrea Sorrentino: Das Mietshaus

Die bislang beste und weitaus umfangreichste Auskoppelung aus Jeff Lemires und Andrea Sorrentinos „Bone Orchard Mythos“, einer Reihe lose miteinander verbundener Horror-Geschichten, die autonom, ohne Kenntnis der Vorgänger goutiert werden können. Was alle Storys vereint, ist das routinierte Spiel mit Genre-Versatzstücken, die Sorrentino in atemberaubender Optik aufbereitet. In „Das Mietshaus“ treffen dezent eingesetzte Hochhaus-Horror-Elemente – kleine Verbeugungen vor Cronenbergs „Shivers“ und Lamberto Bavas „Demoni 2“ sind in den Panels versteckt – auf kosmischen Horror, der nicht nur an Lovecraft, sondern an einigen Stellen auch an Lucio Fulcis Höllenbilder aus „Über dem Jenseits“ denken lässt, exklusive der surrealistischen Splatter-Ästhetik. Kündigte sich in den 1970ern, mehr noch in den 1980ern die Krise der gesellschaftlichen Mikroeinheit an – in den Filmen Joe Dantes oder Wes Cravens war die Familie als Schutzraum am Ende –, verfolgen Lemire und Sorrentino diesen Ansatz konsequent weiter, ganz im Einklang mit der Gegenwart des Genres: Der gesamte soziale Raum ist gefährdet, es hat nur noch niemand bemerkt.

Jeff Lemire, Andrea Sorrentino: Das Mietshaus • Splitter Verlag, Bielefeld 2024 • 328 Seiten • Hardcover • € 39,80

Chuck Brown, David F. Walker, Sanford Greene: Bitter Root Band 3

Jordan Peeles „Get Out“ hat es losgetreten: Das US-Horror-Kino ist wieder ziemlich politisch, schwarzes Kino ist nicht mehr minoritär wie weiland der Blaxploitation-Film. „Bitter Root“ ist ein Comic-Pendant zu dieser Entwicklung. Erzählt wird vom Rassismus im Harlem der 1920er Jahre aus afroamerikanischer Perspektive, genauer gesagt der einer Familie von Monsterjägern, die Infizierte jagt, deren rassistischer Hass sie zu blutrünstigen Monstern mutieren lässt. Die Prämisse ist der ebenfalls im Splitter Verlag erschienenen US-Spukaus-Miniserie „Infidel“ nicht unähnlich, in der die Absenz der Vernunft, das Ressentiment, buchstäblich Ungeheuer gebiert. Chuck Brown und David F. Walker verbinden die Action-Story, deren Bildsprache sich leider nicht von den Superhelden lösen will, mit einem regelrechten Folklore-Inferno, das in den massigen Anhängen von einer Kulturwissenschaftler*innen-Riege erschöpfend aufgedröselt wird. Der vorliegende dritte Band beendet die mittlerweile mit dem Eisner Award geadelte Serie.

Chuck Brown, David F. Walker, Sanford Greene: Bitter Root Band 3: Vermächtnis • Splitter Verlag, Bielefeld 2024 • 128 Seiten • Hardcover • € 25,00

Ingo Römling, Torsten Sträter u. a.: Joker. The World

Eine Kurzgeschichtensammlung, die auf demselben Konzept wie vor drei Jahren „Batman. The World“ basiert: Ausgesuchte internationale Teams nehmen sich Batmans Widersacher an, und die Künstler (ein „innen“ kann man sich an dieser Stelle leider sparen) sind eher in Ausnahmefällen im DC-Superhelden-Kosmos aktiv. Das führt zu einem breiten Mix der Stile und Exegesen und ist in vielen der zwölf Storys sehr vergnüglich geraten. Die deutschen Beiträger Torsten Sträter (ja, genau der) und „Malcolm Max“-Mastermind Ingo Römling etwa verpflanzen den Joker mit süffisantem Witz aufs Wacken-Festival. Anderswo wird oft eine politischere Lesart gewählt, um Rechtspopulismus, Korruption und fatale sozioökonomische Entwicklungen im eigenen Land zu kritisieren. Die Italiener Enrico Brizzi und Paolo Bacilieri verarbeiten den Fall des durch eine Polizeikugel getöteten Demonstranten Carlo Giuliani beim G8-Gipfel in Genua 2001, und das Madrid des „Black Hammer“-Zeichners David Rubin hat der Joker schnell über und schreibt darum Batman eine Karte: „Anständige Bürger werden hier verfolgt, während jene, die Chaos und Hass verbreiten, geschützt werden. Leute applaudieren bei Lügen, selbst wenn sie wissen, dass es Lügen sind, und wer besonders durchgeknallt und mittelmäßig ist, wird von einer überwältigenden Mehrheit der Menschen in wichtige Ämter gewählt. Völlig irre, oder? (…) Ich würde es hier nicht in die Nachrichten schaffen.“

Ingo Römling, Torsten Sträter u. a.: Joker. The World • Panini, Stuttgart 2024 • 168 Seiten • Softcover • € 20,00

Magalil Le Huche, Marie Desplechin: Hexenkram Band 3

Eine Serie aus dem Kindercomic-Segment des Reprodukt Verlags: Grüna ist eine elfjährige Hexe wider Willen. Sie lebt in einem französischen Städtchen, geht zur Schule und fängt langsam an, sich eher für Jungs zu interessieren, anstatt sich auf ihre erwachenden Kräfte zu konzentrieren, wie es sich ihre aus Überzeugung alleinstehende Mutter wünscht. Grünas Großmutter entpuppt sich als didaktisch gewieftere Lehrmeisterin, weswegen ihre Enkelin auch langsam die schönen Seiten der übersinnlichen Fähigkeiten zu schätzen lernt. Im luftig-schwungvollen Stil, mit viel Wortwitz und einem ausgesprochen sympathischen Figurenensemble, das mit jedem Band behutsam erweitert wird, entwickeln Zeichnerin Magalil Le Huche und Autorin Marie Desplechin eine gutgelaunte Coming-of-Age-Geschichte, die zwischen den Nöten des Erwachsenwerdens genügend Raum für Situationskomik und Zauberfirlefanz lässt, sodass die simple Konstruktion mancher Konflikte für ein erwachsenes Publikum nicht weiter ins Gewicht fallen wird.

Magalil Le Huche, Marie Desplechin: Hexenkram Band 3: Malve • Reprodukt, Berlin 2024 • 104 Seiten • Hardcover • € 20,00

Émile Bravo: Julius‘ fantastische Abenteuer Band 3

Émiles Bravos Jugendcomic-Reihe um den kleinen Julius, den es in jedem Band in ein neues Abenteuer mit meist fantastischen Anleihen verschlägt, gehört heute noch zum Besten, was dieser Sektor zu bieten hat. Das liegt an Bravos enormer Fabulierfreude, seiner Chuzpe, auch die disparatesten Genre-Elemente zusammenzuführen (und es funktioniert!), seinem Hang zum gehobenen Nonsens und dem damit verbundenen Talent, sein junges Publikum auch manchmal mit Gags herauszufordern, die so unvermittelt über die Stränge schlagen, dass sie wohl niemals die Lesekompass-Weihe erhalten werden. Anders gesagt: Hier passiert etwas, das seine Qualitäten aus anderen Quellen als denen der Pädagogik schöpft, wo man den Comic heute nicht mehr verteufelt, sondern als Vermittlungsinstrument einsetzt. Hier setzt man auf Themen, dagegen punktet Bravo stets mit erzählerischer Unberechenbarkeit, einst ein wichtiger Pfeiler jeder guten Story. Dieser Band dreht sich um eine Höhlenexpedition, und wie bei allen anderen Episoden der sechsteiligen Reihe wird niemand bei der Erstlektüre ahnen, wohin das warum führt.

Émile Bravo: Julius‘ fantastische Abenteuer Band 3: Beinah begraben • Reprodukt, Berlin 2024 • 56 Seiten • Hardcover • € 18,00

Herik Hanna, Redec: Das Reich ohne Namen Band 1

Mit den bereits vorgestellten „5 Reichen“ befindet sich eine komplexe, französische Fantasy-Serie im Splitter-Programm, deren anthropomorhisierte Protagonisten einem Game-of-Thrones-Gedächtnisränkespiel unter rivalisierenden Königshäusern ausgesetzt sind, dass es nur so eine Art hat. Die nun startende Trilogie „Das Reich ohne Namen“ mag sich hie und da stärker an Shakespeare orientieren und in puncto Umfang den ewigen struggle um Macht und Herrschaft zweckorientierter ausformulieren, adaptiert aber das gleiche Konzept des mutigeren Vorbilds. Offensichtlich soll der aseptische Disney-Look an der Drastik des Settings gebrochen werden, auf die sich der Plot aber nie ganz einlassen will.

Herik Hanna, Redec: Das Reich ohne Namen Band 1 • Splitter Verlag, Bielefeld 2024 • 64 Seiten • Hardcover • € 18,00

Diese Beiträge erschienen zuerst in der monatlichen Comic-Kolumne auf: DieZukunft.de

Sven Jachmann schreibt als freier Autor über Comic, Film und Literatur, ist Herausgeber und Chefredakteur der Magazine Comic.de und Filmgazette.de sowie Redakteur beim Splitter Verlag. Seit 2006 Beiträge u. a. in Konkret, Tagesspiegel, ND, Taz, Jungle World, Titanic, diezukunft.de, Testcard, kino-zeit.de, Das Viertel und vielen dahingeschiedenen Magazinen. Essays für zahlreiche Comic-Editionen und DVD-Mediabooks.