DER GROSSE SCHWINDEL – Eine preisgekrönte Graphic Novel

Die Karriere des argentinischen Autors Carlos Trillo (1943-2011) weist zahlreiche bemerkenswerte Arbeiten auf, oftmals in Kollaboration mit Künstlern wie Jordi Bernet oder Alberto Breccia enstanden. Für die 1999 publizierte Graphic Novel „Der große Schwindel“ wurde Trillo jedoch mit dem Best-Scenario-Award in Angoulême ausgezeichnet. Und das durchaus verdient, entwirft er hier doch eine Geschichte von opernhafter Tragik, in einem südamerikanischen Land spielend, das es so nicht gab, dessen Mechanismen aber in zahlreichen totalitären Regimen so umgesetzt worden sind.

Melinda, die Heilige Jungfrau, sucht die Hilfe des heruntergekommenen Detektivs Donald Reynoso. Sie wird seit Jahren von ihrem Onkel, dem Präsidenten von La Colonia missbraucht – und das nicht nur körperlich. Mit Hilfe eines Autors hat er sie als eine Heilige inszeniert, eine Jungfrau, der es gilt, nachzueifern. Und warum? Weil der Pöbel weniger vögeln soll, da der arme Nachwuchs nur die Reihen des Widerstands stärkt. Doch nun wird Melinda erpresst, da sie eine Affäre mit einem Minister hatte. Donald nimmt sich der Sache an und gerät inmitten eines Schlangennests, aus dem es kein Entrinnen mehr gibt.

„Der große Schwindel“ lebt von schmuddeligen Figuren, von gescheiterten Existenzen, von monströsen Killern – hier gibt es keine Figur, die wirklich gut wäre, jeder hat seine eigenen Ziele, seine eigenen Wünsche, seinen eigenen Dreck am Stecken. Die Bananenrepublik ist verkommen, von ganz unten bis ganz nach oben. Trillo zeichnet das hoffnungslose Bild einer verkommenen Nation.

Vor diesem Hintergrund erzählt er eine klassisch anmutende Hardboiled-Geschichte, die nur tragisch enden kann.

Carlos Trillo, Domingo R. Mandrafina: Der große Schwindel. Erko Verlag, Wuppertal 2016. 128 Seiten, € 24,95

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