IN THE PINES – Mörderische Comic-Balladen

In-the-Pines-coverDen niederländischen Künstler Erik Kriek kannte man hierzulande bisher in erster Linie für seine gelungenen Comic-Adaptionen der unsterblichen Werke von H. P. Lovecraft in „Vom Jenseits und andere Erzählungen“. Mit „In the Pines – 5 Murder Ballads“ ist nun Krieks neuer Comic beim Berliner Avant Verlag auf Deutsch erschienen, und eigentlich verlangen die fünf monochromen Kurzgeschichten im schön aufgemachten Hardcover danach, dass man über ihren musikalischen Hintergrund spricht: Darüber, dass Kriek für seine Panel-Storys Balladen anzapft, die das Rückgrat amerikanischer Folksongs bilden und von Johnny Cash genauso eingesungen wurden wie von Nick Cave. Wer die düsteren Lieder, die Krieks Geschichten inspirierten, nicht kennt, kann sie sich auf der in den Band eingeklebten CD von The Blue Grass Boogieman anhören.

Genauso gut könnte man die fünf Kurzgeschichten jedoch losgelöst von ihren klangvollen Wurzeln im Umfeld von Country, Blues, Folk und Alternative Rock betrachten. Dann muss jede der historischen Krimi-Storys über Mörder, Verbrecher, Verräter und Opfer als Hommage an die Comic-Vergangenheit gesehen werden. Wie sofort zu erkennen ist, wurde Kriek schwer von Künstlern wie Wally Wood und Graham Ingles beeinflusst und hat eine Vorliebe für die Publikationen von EC Comics und dessen geistigem Nachfolger Warren Comics, die Heimat der großen amerikanischen Genre-Comic-Magazine also, in denen reihenweise gemordet wurde. Die atmosphärischen Geschichten in „In the Pines“ taugen daher auch für alle musikalisch weniger versierten Fans von z. B. Bernie Wrightson und Richard Corben.

Eine Leseprobe gibt es hier, und da und dort haben die Kollegen Erik Kriek interviewt, als er vor Kurzem in Bonn bzw. in Leipzig Station machte.

Erik Kriek: In The Pines – 5 Murder Ballads. Avant-Verlag, Berlin 2016. 136 Seiten, € 24,95