Das ist mal eine Überraschung. Der Jury für den Preis der Leipziger Buchmesse unter der Vorsitzenden Insa Wilke gelingt es erneut, zu überraschen. Eine erfrischende Auswahl an Titeln aus dem Herbst 2022 und dem Frühjahr 2023 legt sie zur Lektüre ans Herz. Dass dabei erstmals auch ein Comic um den wichtigsten Buchpreis des Frühjahrs konkurriert und eine Übersetzung aus einem erst vor drei Jahren gegründeten Kleinverlag nominiert wird, belegt die Aufgeschlossenheit und Neugier der Juror:innen, die erfolgreiche Publikumsverlage wie Hanser, Rowohlt, Kiepenheuer & Witsch oder Fischer außen vor gelassen haben. Dass etwa die neuen Bücher von Judith Hermann, Birgit Birnbacher, Arno Geiger und Julia Schoch oder das viel gelobte Debüt von Sarah Elena Müller nicht nominiert wurden, ist durchaus überraschend.
In der Kategorie Sachbuch/Essayistik hat die Jury eine sensationelle Entscheidung getroffen, die Traditionalist:innen sicher aufstoßen wird. Mit Birgit Weyhes „Rude Girl“ wird erstmals ein Comic für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Die in München geborene und in Hamburg lebende Zeichnerin wurde erst im vergangenen Jahr als Beste deutschsprachige Comiczeichnerin beim Comicsalon in Erlangen ausgezeichnet, der ihr Werk herausgebende avant-verlag erhielt erst vor wenigen Monaten den Berliner Verlagspreis. Was für eine Erfolgsgeschichte. In „Rude Girl“ erzählt sie eine Geschichte von Fremdheit und Begegnung, von kultureller Aneignung und Annäherung.
Auf Intellectures.de kommentiert Thomas Hummitzsch sämtliche Nominierungen für den Preis der Leipziger Buchmesse.