Über Trash-Filme, Kino und das Leben

Blutchs „Ein letztes Wort zum KIno“ und Berberians „Cinerama“.

Cinerama_CVRDer Hardcover „Ein letztes Wort zum Kino“ enthält mehrere Comic-Essays, in denen der französische Künstler Christian Hincker alias Blutch die Realität auf surrealen Kollisionskurs mit der Vergangenheit des klassischen Films schickt. Denn Filme nehmen nicht nur Einfluss auf die Kunst, sondern auch auf die Erwartungen an das Leben sowie dessen Wahrnehmung, da zwischen Drehbuch, Darstellern und Dasein mehr als eine Verbindung existiert. Diese Erkenntnis will bei der Lektüre dieses hochgestochenen Bandes mit viel Mühe erarbeitet werden, obwohl das Artwork des 1967 in Straßburg zur Welt gekommenen Blutch zugegebenermaßen grandios aussieht. Es würde allerdings nicht weiter verwundern, wenn der eine oder andere Zuschauer mit in Falten gelegter Stirn den Saal verlässt und sich nach der Vorstellung fragt, worum es hier gerade eigentlich ging …

Letztes_Wort_zum_Kino_CVRWeitaus zugänglicher und unterhaltsamer ist da das ebenfalls dieser Tage bei Reprodukt erschienene Softcover „Cinerama“, in dem Charles Berberian seine subjektive Auswahl der schlechtesten Filme der Welt präsentiert. In diesem lustigen Comic-Filmfest der etwas anderen Art kanalisiert der 1959 geborene Schöpfer von „Monsieur Jean“ Begegnungen mit Trash-Filmen aus seiner irakischen Heimat, Italien, Frankreich, Amerika, der Türkei und Japan. Doch auch „Dallas“ kriegt eine entsprechend komische Betrachtung und Behandlung verpasst. Außerdem bettet Berberian jede Film-Vorstellung historisch und autobiografisch in das jeweilige Jahrzehnt ein. Eine sehr charmante Zeitreise zu allerhand Zelluloid-Merkwürdigkeiten der letzten 50 Jahre, über die man nach Berberians gewitzten Geschichten genug weiß, um sie sicher nicht sehen zu müssen.

Blutch: Ein letztes Wort zum Kino. Reprodukt, Berlin 2016. 88 Seiten, € 24,00

Charles Berberian: Cinerama. Reprodukt, Berlin 2016. 56 Seiten, € 14,00