Ein Mann jagt den Mörder seiner Familie.
20 Jahre hat es gedauert, bis „Der Stern der Wüste“ (wieder) nach Deutschland kam. Eine erstaunlich lange Zeit, insbesondere, weil der zweiteilige Western von Stephen Desberg („Golden Dogs“) und Enrico Marini („Gipsy“, „Die Adler Roms“), die später auch noch „Der Skorpion“ verwirklichten, ein Werk von immens hoher Qualität ist.
Es ist das Jahr 1870: Der Beamte Matthew Montgomery kommt abends nach Hause und findet seine Frau und seine Tochter vergewaltigt und ermordet vor. In den Leib seiner Tochter wurde zudem ein Symbol geritzt: Ein Stern mit einem Kreis darin. Da die Polizei bei ihren Ermittlungen nicht weiterkommt, schreitet Montgomery selbst zur Tat. Er findet heraus, dass die Morde von zwei Fremden begangen wurden. Der nächste Schritt ist das Hotel. Dort erfährt er einen Namen und einen Ort: Cauldrey in Topeka. Montgomery macht sich auf den Weg. Um Antworten zu bekommen, um Rache zu üben.
„Der Stern der Wüste“ ist mehr als nur eine Rache-Geschichte, es ist auch ein Mysterium, versucht die Hauptfigur doch herauszufinden, was die Verbindung seiner Tochter zu diesem Mann, der für die Eisenbahngesellschaft arbeitet, gewesen ist. Im ersten Band bleibt dies noch offen, aber dafür lässt Desberg tief in die Psyche seiner Hauptfigur blicken. Indem er Montgomery selbst zum Erzähler macht, lässt er den Leser sich stärker mit ihm identifizieren, sorgt aber gleichsam für eine Distanz. Weil der streng den Regeln folgende Montgomery kein Sympathieträger ist – und doch ist er in dieser verkommenen Welt des Wilden Westens, an einem Ort, an dem die letzten Ausläufer der Zivilisation enden, die einzige positive Figur.
Marini setzt nicht nur die Geschichte gekonnt in Szene, er hat Montgomery selbst hervorragend porträtiert. Der Mann erinnert an Sean Connery zu seiner besten Zeit, etwa bei den Filmen „Jagd auf Roter Oktober“ oder „The Rock“.
Abgerundet wird der erste Band mit zehn Bonusseiten, die Cover-Motive und Skizzen enthalten.
Stephen Desberg, Enrico Marini: Der Stern der Wüste 1. Panini, Stuttgart 2016. 64 Seiten. € 14,99