Ego-Trip eines Möchtegern-It-Girls – „Dorle“

Dorle_cvrMit „Dorle“ präsentieren Calle Claus („White Line“) und Olli Ferreira („Daniel & Oleg“) ihre erste Gemeinschaftsarbeit, und die ist wie ein Autounfall: Man muss einfach hinsehen!

Titelfigur Dorle ist die Ausgeburt der modernen Egozentrik: Eine lebensunfähige, ewig jammernde und ewig studierende Berufstochter, die lieber zur Therapie als zur Arbeit geht. Doch ihre Eltern, ihre beste Freundin und ihre männliche Hipster-Bekanntschaft sind genauso schräg drauf und schlimm wie Dorle, die mit ihrer Mutter nach Paris reist, aus jeder Widrigkeit ein Drama macht, dem Alk und dem Koks nicht abgeneigt ist und am Ende sogar in einen Mord verwickelt wird.

Jeder konfuse Gedanke, jedes hasserfüllte Wort des Selbstmitleids und jeder brutale Anglizismus machen Dorle nerviger. Trotzdem liest man Kapitel für Kapitel weiter, was wohl als sicheres Zeichen dafür gewertet werden darf, dass der übertriebene, böse Humor der Herren Claus und Ferreira funktioniert. „Dorle“ ist schon kein einzelnes Abbild mehr – eher eine in bunten Bildern und Schimpftriaden explodierende Ansammlung aufgestauter Klischees. Und damit schon ein Anti-Klischee, irgendwie…?

Hier findet sich eine Leseprobe zu „Dorle“, das soeben als quadratische Klappenbroschur bei Zwerchfell erschienen ist und dessen offizielle Release-Party am 8. April im Hinterconti in Hamburg steigt.

Calle Claus & Olli Ferreira: Dorle. Zwerchfell, Stuttgart 2016. 144 Seiten, € 16,90