Ein bisschen autobiographisch, ein bisschen fiktiv – die Graphic Novel „Als wir gegen die Deutschen verloren haben“.
Es ist der Tag nach dem WM-Finale des Jahres 1974. Die Niederlande und Deutschland standen im Finale. Gewonnen haben die Deutschen. Ernüchterung macht sich darum breit. Wieder mal hat man die Deutschen unterschätzt. Aus ist der Traum von Weltmeisterschaft. Daran zu knabbern haben auch Jonas und Daan. Der eine vertreibt sich die Sommerferien, indem er nach alten Pfeifenköpfen sucht, der andere würde gerne einen deutschen Mitschüler aufmischen, um seine Wut irgendwo abladen zu können.
Der Sommer der Unschuld endet, ohne dass es den beiden Jungen zu bewusst wäre. Denn ein Mädchen aus ihrer Klasse ist verschwunden. Was erst nicht so ungewöhnlich erscheint, nimmt dann eine hässliche Wende.
Autor und Zeichner Guido van Driel erzählt autobiographisch, lädt seine eigene Geschichte aber auch dramatisch auf. Es ist ein ungewöhnlicher Comic-Roman, den der in seiner Heimat mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Künstler hier abgeliefert hat. Eine Art Coming-of-Age-Geschichte, die fast ganz normal wäre, gäbe es da nicht das verschwundene Mädchen. Seinem Leser macht es van Driel dabei auch nicht gerade leicht. Einerseits mit den ersten Seiten, die glauben lassen, es wäre eine Reminiszenz der jugendlichen Hauptfigur, andererseits mit der schwarzweißen Passage, die schmerzhaft vor Augen führt, was mit dem Mädchen – und dem Täter – passiert ist.
Es sind zwei Geschichten, die parallel geschehen. Van Driel lässt die Bilder und Worte wirken. Er erklärt nicht, er dokumentiert, ohne jede Frage mit einer definitiven Antworte versehen zu müssen. Weil das Leben so nicht funktioniert, weil nicht jeder lose Strange aufgelöst wird, weil manches unbeantwortet, vielleicht auch unverstanden bleibt. Dies ist eine elegische Geschichte vom Ende der Kindheit, die noch lange nachwirkt.
Guido van Driel: Als wir gegen die Deutschen verloren haben. Avant-Verlag, Berlin 2016. 88 Seiten, € 19,95