Forever „Eve“ Carlyle ist ein sogenannter Lazarus. In einer fernen, dystopischen Zukunft, in der die leider nur allzu reale Kluft zwischen Arm und Reich ihr groteskes Maximum erreicht hat, ist sie das Schwert ihres Clans. Durch genetische und technologische Verbesserungen ist die junge Frau nahezu unsterblich und tritt stets dann auf den Plan, wenn Aufstände niedergeschlagen oder politische Konflikte im Duell mit den Lazari konkurrierender Clans ausgetragen werden sollen. Als Eves Vater eine sogenannte „Konklave“ ausruft, eine Zusammenkunft aller Adelsfamilien, ahnt die schöne Kriegerin bereits, dass sie ein weiteres Mal zum Spielball ihres machthungrigen „Vaters“ werden soll…
Bedrückende Endzeit-Slums weichen schillernden Festsälen und blutige Schlachten verwandeln sich in komplexe, politische Intrigenspiele. Mit „Konklave“ läuten Autor Greg Rucka und Künstler Michael Lark ein völlig neues Kapitel ihrer fesselnden Endzeitsaga ein. Sowohl das eiskalte, politische Schachspiel der Patriarchen als auch die illustre Riege der miteinander pokernden Lazarus-Krieger bringen viel frischen Wind in die intelligent konstruierte Story und brechen komplett mit der zuvor etablierten Erzählweise. Das ist nicht etwa deshalb eine weise Entscheidung, weil Lazarus gedroht hätte, sich zu wiederholen, sondern weil diese neuen Elemente die sich zunächst sehr überschaubar anfühlende fiktive Zukunftswelt deutlich glaubhafter und vielschichtiger werden lassen. Man hätte stattdessen auch einfach auf effektvolle Kampfszenen mit eingestreuten Alibi-Storys setzen können, um die rasch etablierte Serie in Gang zu halten.
Spätestens beim großartigen Finale von „Konklave“, beim Tanz und Showdown im großen Ballsaal, offenbart sich stattdessen die liebevoll modellierte Message des angenehm eigenständigen Kapitels von „Lazarus“: Nicht etwa die herangezüchteten Kampfmaschinen aus dem Reagenzglas sind die Monster in dieser düsteren Zukunft, sondern die Menschen und ihre maßlose Gier. Wer stilsichere, edel präsentierte Science-Fiction mit einem sozialkritischen Einschlag, aber ohne aufgeblähtes, pseudomoralisches Pathos sucht, braucht nicht länger zu suchen.
Greg Rucka, Michael Lark: Lazarus 3: Konklave. Splitter, Bielefeld 2016. 144 Seiten, € 22,80