Freunde der Studio-Ghibli-Filme werden sicher auch mit „Yin und der Drache“ sehr glücklich werden.
Das Leben ist eigentlich schon schwer genug für die kleine Yin und ihren Großvater Li. Gern würde sie den alten Fischer hinaus auf das Meer begleiten, um mit für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Doch Lis Sorge, er könne seine kleine Enkeltochter verlieren, ist viel zu groß. Und das obwohl der Fang des Tages oft nur knapp reicht, um wenigstens den eigenen Hunger zu stillen. Da kommt die Invasion der Japaner alles andere als gelegen und erschwert das Leben der leidgeplagten kleinen Familie zusätzlich. Doch einen Hoffnungsschimmer gibt es, denn in Lis Fischernetzen verfängt sich ein waschechter, golden leuchtender Drache. Auch wenn das mythologische Wesen dem alten Mann eine Heidenangst einjagt, ist sich die kleine Li ganz sicher, dass sich mit Hilfe ihres schuppigen neuen Freundes alles zum Guten wenden wird…
Ganz ähnlich dem ebenfalls bei Popcom erschienenen „Bärenkönig“ von Künstlerin Mobidic ist „Yin und der Drache“ zwar farbenfroh und modern präsentiert, wirkt trotzdem aber ganz authentisch wie eine alte, volkstümliche Sage. Insbesondere der häufig an japanische Animé erinnernde Zeichenstil und die Kombination aus modernen und mythologischen Elementen erinnert dabei häufig an die Atmosphäre von Filmen des legendären „Studio Ghibli“, dem wir Meisterwerke wie „Chihiros Reise ins Zauberland“ oder „Mein Nachbar Totoro“ verdanken.
Bei aller Tristesse und allem Trübsinn, die das verarmte, belagerte Dorf mit sich bringt, bewahrt sich die kleine Yin jederzeit ihre lebensfrohe Hoffnung und überstrahlt damit jederzeit das bedrückende Szenario. Der Auftakt der Reihe ist dabei kindgerecht und weitestgehend gewaltfrei erzählt. So erlaubt die stimmige Mixtur also auch kleinen Lesern einen Einblick in die wohl traurigsten und erschreckendsten Eigenschaften der menschlichen Zivilisation, ohne sie dabei zu verängstigen oder zu traumatisieren.
„Yin und der Drache“ ist ein feinsinnig erzähltes, modernes Märchen, dass nicht zuletzt durch seine zauberhafte Präsentation Leser aller Altersgruppen in seinen Bann ziehen wird.
Richard Marazano, Xu Yao: Yin und der Drache, Bd. 1. Popcom, Hamburg 2016. 64 Seiten, € 14,00 bzw. limitiert € 22,00