Ein Mädchen und ihr Slasher

survivorgirl_coverSchon lange konnte man das „Survivor Girl“ gratis im Internet lesen. Das geht auch immer noch – und zwar unter Survivor Girl. Aber nun haben Christopher Tauber und Ingo Römling die Abenteurer ihres Überlebensmädchens auch zwischen zwei Buchdeckel pressen lassen. Dem Zwerchfell Verlag sei Dank, der das Ganze als eine Art überdimensioniertes Piccolo mit 100 Seiten Umfang und liebevoller Gestaltung (man achte nur auf die Preisangabe auf dem Cover in Form eines FSK-Logos) auf den Markt gebracht hat.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht das Survivor Girl, das ganz im Stil eines Slasherfilms mit Freunden in ein abgelegenes Camp fährt und miterleben muss, wie ihre freizügigen Begleiterinnen vom Serienkiller Helmut blutig zerstückelt werden. Aber dann macht irgendwas Klick – und das Survivor Girl und Helmut werden Freunde, was der Anlass für weitere schräge Erlebnisse ist.

Die Idee dazu hatte Christopher Tauber, nachdem er mit Ingo Römling an zwei Geschichten der Zombie-Serie „Die Toten“ gearbeitet hatte. Sie wollten etwas Neues machen, sprachen über gemeinsame Leidenschaften und kamen auf die Filmparodien des MAD-Magazins. „So entstand die Idee“, so Römling, „etwas Ähnliches als Strip-Serie zu machen und hauptsächlich Horror-Trashfilme und entsprechende Klischees durch den Kakao zu ziehen. Eines dieser Klischees ist ja, dass fünf Teenager in den Wald fahren, von einem fiesen Monster oder einem irren Serienkiller dahingemetzelt werden und ausgerechnet das schüchterne, jungfräuliche Mauerblümchen überlebt, weil es in der Ausnahmesituation eine charakterliche Metamorphose durchmacht und zu einer Kampfmaschine mutiert. Eigentlich heißt der korrekte Fachausdruck Final Girl, aber wir fanden Survivor Girl als Titel irgendwie cooler.“

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Man merkt den Strips die Liebe zum Horrorfilm an, inklusive einer Vielzahl von Hommagen, Zitaten und Querverweisen. Im gedruckten Comic entgeht dabei keine, denn Marcus Menold hat einen Typo-Kommentar abgegeben. Was das ist? So was wie ein Audiokommentar, nur getippt, und direkt unter dem jeweiligen Strip.

Und was eine richtige Special Edition ist, die hat auch Bonusmaterial. So bekommt man hier frühe Strips zu sehen, aber auch Design-Entwürfe und erfährt, dass der Kritiker Georginio auch wie Robert Englund hätte aussehen können. Aber man entschied sich dann für den Zombie-Regisseur George A. Romero als Vorbild.

Es sind verschiedene Storybögen, die hier präsentiert werden – mit mal mehr, mal weniger starker Pointe, aber immer mit Herz und Hirn und einer Portion des ganz gewissen Anarcho-Humors, der dafür gesorgt hat, dass „Survivor Girl“ zahlreiche Fans gefunden hat. Ein großer Spaß – und das nicht nur für Horrorfans!

Christopher Tauber, Ingo Römling, Kim Liersch: Survivor Girl. Zwerchfell, Stuttgart 2016, 100 Seiten. € 16,–