Adaptionen von H.G. Wells‘ berühmtester Geschichte gibt es querbeet durch alle Medien viele. Sollte man meinen, das längst alles gesagt ist, so beweist der 1975 geborene Thilo Krapp, dass man der Geschichte immer wieder frisch begegnen kann. Den Künstler faszinierte sie schon seit Jugendjahren. Seit 2013 arbeitete er an seiner Adaption, für die er zuerst Bleistiftskizzen anfertigte, dann aber am Computer weiterzeichnete.
Um der Zeit, in der die Geschichte spielt, gerecht zu werden, bereiste er auch Südengland und fertigte Studien der viktorianischen Häuser an. Zudem besorgte er sich Quellmaterial aus dem späten 19. Jahrhundert – der Zeit, in der Der Krieg der Welten spielt.
Krapp bleibt der Vorlage treu. Er erzählt vom Erscheinen der Marsleute in Südengland, von den ersten Kämpfen, von den Niederlagen und schließlich auch vom unerwarteten Sieg, der nicht den Menschen, sondern Mutter Natur zu verdanken ist. Die Graphic Novel verbindet dabei großartig Bild und Text miteinander. Es sind große Textpassagen, die aus der Perspektive des Ich-Erzählers die Zeichnungen begleiten, aber niemals übertrumpft das eine das andere. Vielmehr wird ein homogenes Ganzes daraus.
Krapps Zeichnungen mit den exakten Grautönen sind wundervoll anzusehen. Wenn das Geschehen im Freien spielt, konzentriert er sich auf die Figuren, bei den Interieurs zeigt er jedoch auch, zu welchem Detailreichtum er fähig ist.
Der Krieg der Welten ist wohl auch das letzte Buch von Egmonts Graphic-Novel-Imprint. Verkäufe, die weit unterhalb der Erwartungen blieben, ließen das Programm einschlafen. Aber immerhin gibt es zum Abschied diesen herausragenden Band. Wo Krapp, der zur Zeit an einer Adaption von Jules Vernes 20.000 Meilen unter dem Meer arbeitet, als nächstes publizieren wird, ist damit aber offen.
H.G. Wells, Thilo Krapp: Der Krieg der Welten. Egmont Graphic Novel, Berlin 2017, 144 Seiten. € 28,–