Wie kann ein Vampir leben, wenn sich seine Beute immer mehr selbst vergiftet? Wenn sich Krankheiten und Süchte im Menschen ausbreiten, wenn kaum noch eine reine Quelle gefunden werden kann? Das Sterben ist dann langsam. Es geschieht auf Raten. So genießt der Vampir die letzten Momente seiner Art, als er sich daranmacht, eine junge Frau zu jagen, die aber nicht bereit ist, einfach kampflos aufzugeben.
„Blutspur“ ist eine deutsche Graphic Novel in kantigem Schwarzweiß. Die Zeichnungen von Holger Klein, der bei Carlsen „Kann denn Liebe Sünde sein?“ veröffentlicht hat, sind atmosphärisch. Mitunter zitiert er Filme, die ihn wohl beeinflusst haben. Manchmal erscheint eine Zeichnung etwas ungelenk. Aber im Großen und Ganzen wird hier zeichnerisch auf hohem Niveau gearbeitet.
Die Geschichte kann da nicht ganz mithalten. Weil sie etwas einfach gestrickt, aber dennoch auf 180 Seiten ausgeweitet wird. Autor Michael Mikolajzak wechselt immer wieder die Perspektive, erzählt mal aus Sicht des Vampirs, dann wieder aus der des Menschen. Die Botschaft, die er transportieren will, ist ein wenig plakativ. Sie reicht nicht, um das Geschehen über die komplette Distanz zu tragen. Aber der Ansatz ist interessant, so wie es „Blutspur“ generell ist, und das nicht nur, aber schon auch, weil man selten deutsche Produktionen in dieser Form geboten bekommt.
Kult Comics, dessen Programm noch immer etwas wild und ohne klare Linie zu sein scheint, präsentiert jedoch abermals einen interessanten Titel, der es der Schwarzweißoptik wegen aber schwer haben wird. Abseits von „The Walking Dead“ ist das Fehlen von Farbe bei Kaufinteressenten fast immer ein Ausschlusskriterium. Hier würde sich aber ein Blick lohnen, schon allein, weil Phantastik im deutschen Comic unterrepräsentiert ist.
Michael Mikolajczak, Holger Klein: Blutspur. Kult Comics, Leipzig 2017. 180 Seiten, € 24,95