DIE ABENTEUER VON TIM UND STRUPPI – Eine prächtige Gesamtausgabe

Der Wunsch nach einer Hardcover-Edition von Hergés Klassiker „Tim und Struppi“ wurde von den Fans schon lange geäußert. Anlässlich der Feierlichkeiten zum 50. Jubiläum von Carlsen Comics wurde dieser Wunsch endlich erhört und auch erfüllt, denn die kleinformatige Kompakt-Ausgabe war zwar im Hardcover, die Verkleinerung tat dem sauberen Strich Hergés aber nicht gut.

Da mit „Tim und Struppi“ für Carlsen alles begann, ist es nur konsequent, diesem Klassiker auch endlich gerecht zu werden. An den Start ging Carlsen 1967 mit sechs Alben: „Tim in Tibet“, „König Ottokars Zepter“, „Reiseziel Mond“, „Schritte auf dem Mond“, „Die Krabbe mit den goldenen Scheren“ und „Im Reiche des schwarzen Goldes“. Diese waren allesamt Nachdrucke von Geschichten, die bereits in verschiedenen Zeitungen zu sehen gewesen waren, gehören aber auch zu den beliebtesten Alben. Ursprünglich mit einem Preis von DM 3,95 gestartet, geschah etwas, das man heute kaum noch kennt: Die Produkte wurden günstiger. Erst mit einem Preis für DM 2,95 und mit einer gehörigen Werbekampagne gelang es Carlsen, „Tim und Struppi“ dauerhaft im Buchhandel zu etablieren. Heutzutage sind sie aus dem Programm des Verlags, aber auch dem Regal eines jeden ernstzunehmenden Connaisseurs der Neunten Kunst nicht mehr wegzudenken – und das, obwohl das letzte Album vor mehr als 40 Jahren erschienen ist. Seitdem gab es nichts Neues, da Hergé auch verfügt hatte, dass niemand nach seinem Tod sein Werk fortsetzen soll.

Im von Carlsen nun präsentierten Schuber befinden sich alle 23 Alben, beginnend bei „Tim im Lande der Sowjets“ und endend mit „Tim und die Picaros“. Zudem ist auch „Tim und die Alpha-Kunst“ erhalten, das das 24. Abenteuer der beiden werden sollte, von Hergé vor seinem Tod aber nicht mehr fertiggestellt werden konnte. Dieser Band beinhaltet Skizzen und Layouts, sowie den Text des Skripts. Arrangiert wurde dies auf eine Art, die den Band sehr viel besser lesbar macht als dies noch bei der Erstauflage des Jahres 1989 war.

Abgesehen vom ersten Album, das 1929 erstmals publiziert wurde, sind in den Alben dieses Schubers die Farbfassungen enthalten. Reizvoll wäre es gewesen, dieses Projekt zu nutzen, um alle vorhandenen Fassungen einer Geschichte – im Fall von „Die schwarze Insel“ sind es immerhin drei – gegenüberzustellen, man entschied sich aber dagegen. Wohl, um aus dieser Gesamtausgabe nicht zu sehr in Richtung comic-historischer Detailverliebtheit zu gehen und stattdessen eine Edition vorzulegen, die die definitive Version der Geschichten enthält – zumindest, wenn es nach Hergé selbst geht. Schade ist es dennoch, da man mit entsprechenden redaktionellen Texten auch auf die Veränderungen hätte eingehen können, die einerseits Hergés eigener Reifung, andererseits aber auch Vorgaben von außen folgten, so dass rassistische Elemente stark zurückgeschraubt wurden. Das ist auch generell eines der Mankos dieser Edition. Es fehlt jeglicher redaktionelle Teil, dabei hätte die man hier die Gelegenheit gehabt, die Historie der Serie mustergültig aufzuarbeiten.

Der Schuber ist sehr stabil und wertig, vergleichbar mit dem, der für „Der ganze Gaston“ genutzt wurde. Ein wenig irritierend mag die Rückenfarbgebung der einzelnen Bände erscheinen, da hier kein System erkennbar ist, aber man hat sich wohl am Rücken der ursprünglichen Veröffentlichungen orientiert.

Die Edition wird noch bis zum 31.12.2017 zum Subskriptionspreis von 199 Euro angeboten, danach wird der Preis auf 249 Euro steigen.