OPPOSITE FORCES: Gegensätze ziehen sich an

Bilderbuch-Nerd und Webdesigner Marty und die bilschöne, durchtrainierte Anwältin Alexis könnten unterschiedlicher nicht sein. Seit Jahren schon hat der moppelige Traumtänzer ein Auge auf seine heiße Nachbarin geworfen, die ihn allerdings nur als gruseligen Stalker und seltsamen Widerling wahrnimmt. Als Marty sich endlich ein Herz fassen will, um seine Angebetete anzusprechen, kommt es zu einem folgenschweren Zwischenfall. Denn just in diesem Moment schwebt Superheld Captain Dynamo über ihrem Haus. Und ebenfalls exakt in dieser Sekunde feuert der Imperator einer feindseligen Alien-Spezies einen Superkräfte-entziehenden Strahl auf ihn ab. Anstatt Dynamos Kräfte so zu zerstören, werden sie versehentlich auf Alexis und Marty übertragen. Der einzige Haken – die beiden dürfen maximal 100 Meter voneinander entfernt sein, da sie sich die neuen phänomenalen kosmischen Kräfte teilen müssen…

Opposite Forces“ ist das jahrelange Herzensprojekt von Trickfilm-Künstler Tom Bancroft, der für große Film-Charaktere wie Mushu, Pocahontas oder den jungen Simba im König der Löwen verantwortlich war. In seiner spärlich gesäten Freizeit zeichnete Tom seinen herzigen Superhelden-Cartoon, der statt nach den Sternen einer komplex verschachtelten Erzählung zu greifen vor allem unterhalten und gefallen möchte. Und das gelingt ganz ausgezeichnet. Die abgeschlossene Story liest sich wie eine dieser überdrehten, kitschigen Neunziger-Filmkomödien, die jeder doof findet, aber trotzdem heimlich immer wieder anschaut. Weil es ja eigentlich doch Spaß macht und irgendwie dieses angenehm warme Gefühl im Bäuchlein hinterlässt…

Natürlich ist es keine große Überraschung, dass die große Stärke von „Opposite Forces“ im Bereich des Charakter-Designs liegt, in der Ausdrucksstärke und der exzellenten Mimik von Toms bewusst stereotypen Sympathieträgern. Der Plot birgt wenig Überraschungen, spielt aber auch ganz gezielt mit den so geweckten Erwartungen. Erfreulich ist dabei auch, dass der warme, familienfreundliche Ton nicht durch zotige Kalauer vom Kaliber eines frühen Jim Carrey getrübt wird, wie es bei einer kommerziell motivierten Ausgestaltung des Titels durchaus hätte passieren können. Ein wirklich charmantes kleines Buch, das auch vielen Menschen gefallen dürfte, die für gewöhnlich keine Comic-Leser sind, aber bei jeder Wiederholung amerikanischer Familienkomödien einschalten und nicht ohne ihr Krabbe-Sebastian-Kuscheltier schlafen können.

Tom Bancroft: Opposite Forces – Gegensätze ziehen sich an. Dani Books, Groß-Gerau 2017. 120 Seiten, Softcover (16,99 Euro), Special Edition (25,00 Euro), Deluxe Hardcover (49,99 Euro)