Stell dir vor, es sitzt eine bunte Runde beisammen, begafft Screens, betätigt Tastaturen und redet ununterbrochen, mal tiefsinnig, mal halblustig: So was kann ja durchaus ganz nett sein; etwa beim gemeinsamen Songcontest- oder Kanzler-Abwahl-Liveshow-Schauen. Weniger nett ist es allerdings, wenn du nicht Teil der Runde bist, sondern dir eine solche Runde, die sitzt und witzelt, tiefsinnt und tastet, als ein Anblick geboten wird, der vor dir auf der Kinoleinwand abläuft, in 3D, dazu jeder Sager in Sensurround-Böllersound.

© Warner Bros.

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Letztlich geht’s in „Godzilla – König der Herzen und Monster“ aber eh um profane Projekte, vor allem um Monsterverse-Inventur und wechselseitigen Skills-Abgleich. Ab und zu hat der Titelverteidiger, nun recht oft in Cameron’schem Abyss-Blau illuminiert, Zores mit Neuzugängen; einer davon hat drei Köpfe, alle haben pittoreske Namen und sehen durchaus trendy aus. Es ist aber bei all den Schaukämpfen stets mehr als ein Hauch von Autoquartett, Hubraum-Contest, zu spüren: Mein Opel bzw. Pokémon kann fliegen – dafür kann meiner blaue Strahlen speien – ja, aber meiner rot glühen. Boston birst am besten. Watanabe macht – erschöpft, nachdem er am zweitmeisten gesprochen hat – den atomaren Abgang, eine nicht unrührende Anspielung auf die Hiroshima-Vätersünden-Allegorik des japanischen 1954er Erst-„Godzilla“. Aus diesem alten Film wird im Score auch das Musikthema zitiert (am meisten im Abspann). Das ist eh schön. Irgendwann sagt jemand en passant „You gotta be fucking kidding“, das ist aus „The Thing“. Dem von 1982, Carpenter, eh klar. Fan, das sind wir ja alle. 2020 gibt´s dann Godzilla versus Gorilla.
Dieser Text erschien zuerst in: filmgazette.de
Godzilla 2: King of the Monsters
USA 2019 – 132 min.
Regie: Michael Dougherty – Drehbuch: Michael Dougherty, Zach Shields – Produktion: Alex Garcia, Jon Jashi, Mary Parent, Brian Rogers – Kamera: Lawrence Sher – Schnitt: Roger Barton, Bob Ducsay, Richard Pearson – Musik: Bear McCreary – FSK: ab 12 Jahren – Besetzung: Kyle Chandler, Vera Farmiga, Millie Bobby Brown, Sally Hawkins, Bradley Whitford, Ziyi Zhang, Charles Dance, Thomas Middleditch, Aisha Hinds, O’Shea Jackson Jr., David Strathairn, Ken Watanabe
Kinostart (D): 30.05.2019
Drehli Robnik, geb. 1967, Theoretiker in Sachen Film und Politik, Edutainer, Kritiker, Disk-Jockey. Doktorat Universität Amsterdam (2007). Universitäre Lehrtätigkeit in A, D, CZ, FL 1992-2015. Monografien zu Stauffenberg im Film, zu Jacques Rancière und zur Regierungs-Inszenierung im Kontrollhorrorkino. Herausgeber der Film-Schriften von Siegfried Mattl. In Arbeit: DemoKRACy: Siegfried Kracauers Politik[Film]Theorie. Kürzlich erschien bei neofelis der von ihm herausgegebene Sammelband „Put the X in PolitiX: Machtkritik und Allianzdenken mit den X-Men-Filmen“.