Der australische Regisseur George Miller hat der Welt zwei große Bewegtbildikonen beschert: Mad Max und Schweinchen Babe. Von letzterer Figur wurde das in Österreich seit gefühlten dreißig Jahren dauerpräsente „Ja natürlich“-Schweinderl abgeleitet: das ostentativ entzückend sprechende Ferkelmaskottchen der flächendeckenden Werbung für eine Austro-Bio-Lebensmittel-Dachmarke. (Einige der diesbezüglichen, nicht selten prämierten TV-Spots inszenierte übrigens Stefan Ruzowitzky, der Wiener Regisseur, der „Anatomie“, „Die Fälscher“ und eben Bio-Marken-Ferkel im Repertoire hat.)

© Warner Bros.
Die in sich naturhaft geschlossene (zugleich endlos auswuchernde) Welt: Da macht Millers „Mad Max: Fury Road“ nun weiter. Max Rockatansky stellt sich uns eingangs mit innerem Monolog und Erinnerungsflashes als plemplem und der Menschen müde vor, verspeist schnell noch einen lebenden Zweikopfleguan – und ab geht’s, ohne dass noch mal Zeit für Stärkung per Naturkost-Imbiss bliebe. In der Mitte sechs Minuten Halbzeitboxenstopp: Charlize Theron, einmarmig, kahlköpfig, von der Starpower und Screentime her gleichauf mit Max, schreit ihr Herkunftstrauma in Wüstenweiten hinaus (Drehorte: Namibia, Südafrika, Australien). Dann geht die Zweistundenautocrashsequenz weiter. Vielmehr – fast programmatisch und, auch wenn es in der Game-Logik normal sein mag, fast obszön in einem Spielfilm – geht es den ganzen Weg wieder zurück (auch noch mal durch den Canyon, bedrohlich wie in einem B-Western von 1955). Tom Hardy hat sich als Neo-Max für drei Sequels verpflichtet, also fährt er noch sechsmal hin und her.

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Und doch ist der Film ob seines Nihilismus fast ehrfurchtgebietend und macht in seinem Hochleistungspflichtübererfüllungsethos – viel obsessiver als vor sieben Jahren Neil Marshalls Eighties-Postapokalypse-Action-Hommage „Doomsday“ – auch noch einen schlanken Fuß. Zumal Bleifuß. Oder deren zwei. Also (im Jargon des millerschen Oeuvres gesagt) „Happy Feet“. Allerdings ohne Zehen, denn Hugh Keays-Byrne, der im ersten „Mad Max“-Film den grandiosen Toecutter gespielt hat, wirkt hier auch mit.
Diese Kritik erschien zuerst am 07.10.2017 auf: filmgazette.de
Mad Max: Fury Road
Australien 2015 – 120 min.
Regie: George Miller – Drehbuch: Nick Lathouris, Brendan McCarthy, George Miller – Produktion: Bruce Berman, Graham Burke, Genevieve Hofmeyr, George Miller, Doug Mitchell, Iain Smith, P.J. Voeten – Bildgestaltung: John Seale – Montage: Jason Ballantine, Margaret Sixel – Musik: Junkie XL – Verleih: Warner Bros. GmbH – FSK: ab 16 Jahren – Besetzung: Tom Hardy, Nicholas Hoult, Zoe Kravitz, Charlize Theron, Rosie Huntington-Whiteley, Riley Keough, Nathan Jones, Josh Helman, Megan Gale, Richard Carter, Angus Sampson, Hugh Keays-Byrne, Courtney Eaton, Melissa Jaffer, John Howard – Kinostart (D): 14.05.2015
Drehli Robnik, geb. 1967, Theoretiker in Sachen Film und Politik, Edutainer, Kritiker, Disk-Jockey. Doktorat Universität Amsterdam (2007). Universitäre Lehrtätigkeit in A, D, CZ, FL 1992-2015. Monografien zu Stauffenberg im Film, zu Jacques Rancière und zur Regierungs-Inszenierung im Kontrollhorrorkino. Herausgeber der Film-Schriften von Siegfried Mattl. In Arbeit: DemoKRACy: Siegfried Kracauers Politik[Film]Theorie. Kürzlich erschien von ihm bei Neofelis „Ansteckkino. Eine politische Philosophie und Geschichte des Pandemie-Spielfilms von 1919 bis Covid-19“.