„Star Wars“-Bootlegs aus dem Jahr 1980

Häufig genug bekommt man in den sozialen Netzwerken Bilder von chinesischen Bootlegs zu sehen, bei denen Filme auf dem Cover zusammengeworfen sind, die gar nicht zusammengehören. So kann bei einem „Star Wars“-Film schon mal Arnold Schwarzenegger aus „Predator“ zu sehen sein. Es gab aber eine Zeit, da hat man in China sogar Comic-Bootlegs gemacht.

Kein Film

China war lange Zeit sehr isolationistisch, sodass westliche Filme dort gar nicht liefen. Die einzige Ausnahme war die britische Kronkolonie Hong Kong. Dort lief auch „Star Wars“, im Rest Chinas war der Film jedoch unbekannt. Erst seit 1994 hat sich China geöffnet. Damals durften jährlich zehn ausländische Filme im Kino gezeigt werden, mittlerweile sind es fast alle amerikanischen Produktionen, die dort laufen. Aber mit „Star Wars“ ist man in China nie warmgeworden, weil man es eben auch nicht von früher kannte. Außer, man las Comics.

Boba-Fett-Sturmtruppler

Im Jahr 1980 wurde ein Comic in China produziert, der mit 142 ganzseitigen Bildern die Geschichte von „Star Wars: Episode IV“ nacherzählt. Die Geschichte selbst ist dabei sehr nahe an dem, was man im Kino auch sehen konnte. Man kann also wohl davon ausgehen, dass der Autor seinerzeit in Hong Kong lebte und den Film tatsächlich gesehen hat. Für den Zeichner gilt dies jedoch nicht. Der musste offenkundig anhand weniger Bilder aus dem Film den Comic machen.

Wenn er direkt ein Film-Still abzeichnen konnte, sieht es super aus, wenn nicht… tja, dann ließ er seiner Fantasie freien Lauf. Offenbar hatte man ihm auch Bilder aus „Das Imperium schlägt zurück“ gezeigt. Die, als Darth Vader mit Boba Fett und den Kopfgeldjägern spricht. Denn die finden sich nun auch in der Adaption des ersten Films wieder, als Vader mit seinen Truppen den Rebellen-Kreuzer entert.

Kuriositäten

Das sind aber längst nicht die einzigen Kuriositäten bei diesem Comic. So sieht Chewbacca mehr wie ein Affe denn wie ein Wookiee aus, Obi-Wan Kenobi hat ein cooles Motorrad und einen schicken Hut, die Sandleute könnten direkt aus „Flash Gordon“ entflohen sein und der Millennium Falke sieht nicht mal halbwegs aus, wie er sein sollte.

Amüsant ist das alles auf jeden Fall schon – und mittlerweile kann man es auch in einer englischen Übersetzung lesen, den Nick Stember hat sich die Mühe gemacht, den Comic zu übertragen.

Peter Osteried ist seit vielen Jahren als Autor und Journalist tätig. Er schreibt für zahlreiche Online- und Print-Magazine und hat zudem viele Bücher über das Phantastische Kino verfasst.