Jutta Harms (1962-2019)

© Bernd Glasstetter

Am Donnerstagabend teilte Christian Maiwald per Tweet und auf seiner Facebook-Seite mit, dass die Berliner Verlegerin, Übersetzerin, Pressesprecherin, Redakteurin und Kuratorin Jutta Harms gestern nach langer, schwerer Krankheit mit 56 Jahren verstarb. Als vornehmliche Mitarbeiterin des Reprodukt Verlags und Mitinitiatorin der Graphic-Novel-Kampagne hat sie das heutige Bild des hiesigen Comics maßgeblich mitgeprägt. In einem Nachruf schreibt Reprodukt-Inhaber Dirk Rehm:

„Jutta war eine lustvolle Netzwerkerin, die nicht nur hierzulande viele enge Kontakte zu Zeichner*innen und Journalist*innen gepflegt, sondern darüber hinaus vor allem im europäischen Sprachraum den Austausch gesucht hat. Ihre Begeisterung – für das Comicfestival in Helsinki, das Fumetto in der Schweiz, Angoulême im winterlichen Frankreich – war ansteckend. Menschen kennen- und lieben zu lernen, das war für sie Antrieb für einen leidenschaftlichen Kampf für die Comics.

Und sie hat diesen Kampf gewonnen! Nicht nur sind Comics nun in der Mitte der Gesellschaft angekommen, sondern sie haben Leser*innen gefunden, die sie zu Beginn unserer Arbeit kaum mit der Kneifzange angefasst hätten. Der aktuelle Erfolg feministischer Comics ist nicht zu denken ohne die Comics von Julie Doucet, Debbie Drechsler oder Anke Feuchtenberger, die Jutta vor mehr als zwanzig Jahren übersetzt oder redaktionell betreut hat.“

Lars von Törne hat einen Nachruf für den Tagesspiegel verfasst:

„Viele Jahre vertrat und unterstützte sie den Reprodukt-Verlag, der ein Vorreiter in Sachen anspruchsvolle Autorencomics erst aus dem Ausland und dann zunehmend aus Deutschland wurde: Als Pressesprecherin, Übersetzerin, vorübergehend auch mal als Verlagschefin, als Dirk Rehm andere Projekte verfolgte.

Daneben engagierte sie sich als Öffentlichkeitsarbeiterin auch für andere Verlage mit ähnlich ambitioniertem Anspruch wie die Edition Moderne und arbeitete im Vorstand des Vereins Haus Schwarzenberg, der in Berlin-Mitte eine der letzten Bastionen der Alternativkultur betreibt, in der es Raum für unabhängige Illustrationskunst, Pop Art und Comics jenseits des Mainstreams gibt: Die Galerie Neurotitan, in der Jutta Harms immer wieder auch Comicausstellungen kuratierte oder ihnen den Weg ebnete.“