Ausstellung „BILD-CON-TEXT. Die besten deutschen Comics 2018“

Olga Guse "Babylon"

Aus dem Veranstaltungstext:

Mit dem Projekt BILD-CON-TEXT zeigt der Kunstverein Kunsthalle Hannover e.V. erstmalig prämierte Comic-Kunst in einem Kulturzentrum im Kontext zeitgenössischer Kunst in einer Ausstellung. Neben Originalzeichnungen und Artefakten aus den Ateliers gewährt die Ausstellung auch Einblicke in die unterschiedlichen Arbeitsweisen der Künstler*innen. Dabei werden lokale, wie auch eingeladene auswärtige Künstler*innen beider Genres Background-Information und Anleitung in verschiedenen Working Space- und Workshop-Formanten liefern.

Anhand der Werke von acht ausgewählten überregionalen und niedersächsischen Künstler*innen werden gemeinsame Schnittmengen, aber auch unterschiedliche Vorgehens- und Wirkungsweisen gegenüber den Max und Moritz-Preisträgern 2018 zur Diskussion gestellt. Der Max und Moritz-Preis ist die bedeutendste Auszeichnung für grafische Literatur und Comic-Kunst im deutschen Sprachraum. Er wird durch eine unabhängige Fach-Jury vergeben. “Die besten deutschen Comics” wurden durch den Initiator des Projektes der Kunsthalle Darjush Davar als Wanderausstellung konzipiert.

Im Rahmen des Projektes werden die Preisträger Oliver Mielke und Hannes Radtke als lokale Akteure der Comic-Szene wie auch das Zeichenkollektiv des Stricher Magazins Einblicke in ihr Schaffen ermöglichen, unter anderem durch die Einrichtung einer offenen Comic-Werkstatt im Rahmen der Ausstellungszeit. Ein weiteres Feld – auch für Networking und Professionalisierung – bilden Workshops zum zeichnerischen und fotografischen Story-Telling als Angebot für Jugendliche und Erwachsene. Die Teilnehmer*innen lernen von Profis grundlegende Techniken anhand praktischer Übungen:

▪ Zerlegen einer Geschichte in Bildsequenzen (Storyboard)

▪ Mittel der Bildkomposition, um den Handlungsverlauf nachvollziehbar zu gestalte

▪ Grundelemente und Codes der Comic-Bild-Sprache

Auch für den zweiten Ausstellungsteil der Bildenden Kunst wurden partizipative Formate entwickelt. Ein besonderer Working Space ist mit dem Dresdener Urban Artist Jens Besser vorgesehen, der nicht nur im Außenraum mit den Teilnehmer*innen Mural-Konzepte untersucht, sondern auch den Transfer mittels Monotypie- und Zeichen-Technik ermöglicht. Jens Besser ist nicht nur als Urban Artist ein großartiger Maler und Zeichner, sondern engagiert sich auch mit seinen Wandbildern, Essays, Büchern, in Ausstellungen und Events als gesellschaftlicher Kritiker.

Olga Guseva alias Olga Guse wiederum ermöglicht Einblicke in ihr Werk mit einem Workshop, der ein Angebot an Künstler-Kolleg*innen mit und auch ohne Migrationshintergrund ist. Die Künstlerin arbeitet als Medienkünstlerin und Filmregisseurin zu aktuellen gesellschaftlichen Themen und setzt sich visuell mit allgegenwärtigen Problematiken wie der Umweltverschmutzung und den Folgen der Konsumgesellschaft auseinander. Ihre musikalisch unterlegten, experimentellen Videos leben von Schwarzweiß-Zeichnungen und der Animation skurriler Kugelgelenk-Puppen, die als Protagonisten vor aquarellierten Hintergründen agieren.

Auch die Werke weiterer eingeladener Künstler*innen nehmen Bezug auf literarische oder musikalische Quellen und formulieren komplexe, narrative Assoziationen oft von sehr persönlichem Charakter, wie etwa in den Bildfolgen von Jan Eeckhout oder in einzelnen Bildwerken von Pepa Salas Vila und Jens Hoff.

Dem gegenüber steht das Interesse des Berliner Malers Markus Willeke an der generellen Verfügbarkeit kulturprägender Bild-Arsenale, die uns täglich durch Film, Fernsehen und Internet überfluten. Seine Bildwelten nähren sich nur oberflächlich aus den graphischen Rastern großer Billboards, Werbe-Tafeln oder Comics, sondern sind von der gestischen Malweise der Graffiti und Street Art geprägt. Willekes Bilder erzählen keine Geschichten, sie zeigen ohne Umschweife die subkulturellen Auswüchse medial angeregter Phantasien.

Die Installationen der in Berlin beheimateten Künstlerin Motoko Dobashi präsentieren sich als an Decken und Wände gemalte Erzähl-Landschaften, nicht unähnlich denen von Christian Hahn in der Hamburger Kunsthalle 2003 gezeigten Schwarz-Weiß-Motiven unter dem Titel “Brutstätte und Schwärmer”, die Anleihen bei Mangas, Comics oder Computer-Spielen machten. Mit vergleichbaren Strategien arbeitet auch Sebastian Neubauer in seinen Installationen, Objekten und Videos.

Das Projekt BILD-CON-TEXT bietet auf diese Weise erstmals auch eine vielfältige Möglichkeit, zeitgenössische Kunst im Kontext des Genres Comic wahrzunehmen, aus denen sich die künstlerischen Strategien der eingeladenen Teilnehmer*innen herleiten lassen.

Beteiligte Künstlerinnen und Künstler (Bildende Kunst) Jens Besser, Motoko Dobashi, Olga Guse, Jens Hoff, Pepa Salas Vilar, Markus Willeke u.a.

Beteiligte Künstlerinnen und Künstler (Comic) Sarah Burrini, Reinhard Kleist, Ulli Lust, Oliver Mielke & Hannes Radtke, Stricher Kollektiv, Christopher Tauber u.a.

Zeitraum 2.2. – 23.2.2020
Öffnungszeiten Do + Fr 16:00 – 20:00 Uhr / Sa + So 14:00 – 18:00 Uhr
Führungen Sonntags 2.2. und 23.2. (nähere Infos siehe Programm)
Ort Kunsthalle Faust, Zur Bettfederfabrik 3, 30451 Hannover
Eintritt 3 € / 2 € (ermäßigt)