Shutdown im deutschen Comicfach- und Buchhandel

Bild aus "Gideon Falls" (Splitter Verlag)

Spätestens seit dem gestrigen Mittwoch haben auch in Deutschland im gesamten Bundesgebiet alle Comic-Läden und Buchhandlungen aufgrund der Corono-Pandemie nach Erlass entsprechender Verordnungen durch die einzelnen Landesregierungen schließen müssen. Das dürfte für viele Kunden in dieser Schnelligkeit dann doch überraschend gekommen sein.

Es waren jetzt also nicht abreißende Lieferketten, die den Handel ausgebremst haben. Denn zumindest für den März haben alle großen Comic-Verlage ihre Novitäten bereits in den Auslieferungen bereitliegen. An dieser Stelle wäre es also erst in gut zwei Wochen knapp geworden. Beim PPM Vertrieb etwa wurde sogar noch schnell der Versand wichtiger Neuerscheinungen – vor allem des Splitter Verlags – um eine Woche vorgezogen. Wobei jetzt abzuwarten bleibt, ob alle Pakete noch in den inzwischen verschlossenen Läden angenommen werden können.

Die großen Vertriebe und Auslieferungen klären deshalb in diesen Tagen bei den Händlern explizit ab, ob diese unter den derzeitigen Bedingungen weiterbeliefert werden möchten. Entsprechende Newsletter gingen zum Beispiel von Panini und PPM an den Einzelhandel raus. Viele Comic-Händler dürften sich auch große Sorgen machen, wie es mit ihrem Geschäft überhaupt weitergeht. Verbände, Ministerien und Organisationen bieten Informationen und Leitfäden speziell für ihre Situation an. Eine Zusammenstellung von weiterführenden Links gibt es beim Branchenblatt „Buchreport“ online hier: https://www.buchreport.de/news/corona-krise-hinweise-und-tipps-fuer-haendler/

Die große Stunde könnte dagegen in dieser angespannten Situation für den Versandhandel schlagen, auf den ja auch einige Comic-Fachhändler spezialisiert sind. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass es gerade aus dem Umfeld von Amazon widersprüchliche Informationen gibt. So ist von einzelnen Verlagen zu hören, dass Amazon exorbitant hohe Bestellungen aufgegeben hat – wohl insbesondere aus dem Kinderbuch-Segment –, gleichzeitig gingen von Amazon Schreiben raus, in denen den Geschäftspartnern (also auch den Verlagen) erläutert wurde, warum in der nächsten Zeit andere Warengruppen Vorrang hätten. Genannt werden hier explizit Haushaltswaren und Sanitätsartikel.

Wenn das in den anderen Bereichen zu deutlich verringerten Bestellungen durch Amazon führt, wäre dies gerade für die Comic-Verlage ein großes Problem. Nicht nur, dass der Absatz über Amazon schon in normalen Zeiten für sie immens wichtig ist – während der Corona-Krise mit dem Shutdown der Ladengeschäfte wäre es umso dramatischer, wenn auch noch der wichtigste Versandhändler für Umsatzrückgänge sorgt.

Umso wichtiger ist es für die ganze Branche, dass die übrigen Händler jetzt innovative Ideen entwickeln, damit deren Umsatz nicht ganz wegbricht. Sie können etwa telefonisch oder per E-Mail bestellte Ware in den Städten nach Hause liefern oder vor der Ladentür abholen lassen. Solche abgewandelten „Drive-In-Lösung“ werden von einzelnen Buchhandlungen tatsächlich schon praktiziert.

Zudem könnte sich zumindest für einen Teil der Angebotspalette eine Lösung auch für solche Comic-Händler mit weiter entfernt lebenden Kunden ergeben, die über keinen Online-Shop und angeschlossene Versandlogistik verfügen. Der PPM Vertrieb bietet ihnen nämlich an, deren Kunden aus seinem Warenbestand im Auftrag der jeweiligen Läden direkt zu beliefern. Es wird sich zeigen müssen, wie viele Kunden ihre Comics weiterhin – oder sogar verstärkt! – bei ihrem Händler vor Ort bestellen und so die Existenz des Ladens in dieser schwierigen Situation mit sichern helfen.

Dieser Beitrag erschien zuvor auf ppm-vertrieb.de