Scott Allie: Sexualisierte Gewalt – Mike Mignola und Dark Horse Comics distanzieren sich

© Dark Horse Comics

Die Comicszene hat ein Problem. Ein gewaltiges Problem, das seit vielen Jahren besteht und nur sehr langsam aufgearbeitet zu werden scheint.

Erst jüngst wurden Vorwürfe gegen DC-Zeichner und -Autor Cameron Stewart sowie auch gegen Comicautor Warren Ellis (u. a. „Transmetropolitan“) geäußert, welche sexuelles Fehlverhalten – Sexual Misconduct – der beiden Comicschaffenden offenlegten.

Nun wird die dunkle Seite des ehemaligen Dark-Horse-Redakteurs und -Autors Scott Allie beleuchtet. Eine ehemalige Kollegin Allies – Shawna Gore – beschrieb auf Twitter einige Situationen, in denen Allie ihr gegenüber massiv sexuell übergriffig geworden sein soll und auch seine Position im Verlag genutzt habe, um Einfluss auf Gores Arbeit zu nehmen.

Scott Allie arbeitete für Dark Horse u. a. zusammen mit Mike Mignola an dessen „Hellboy“ und „B.P.R.D.“ Titeln, war zudem jedoch auch für Comics wie „The Umbrella Academy“ oder „Buffy the Vampire Slayer“ verantwortlich, bis er sich im Jahr 2017 weitgehend aus dem redaktionellen Geschehen des Verlages zurückzog.

„Hellboy“-Schöpfer und Langzeit-Kollege Mike Mignola reagierte auf den Tweet Gores, distanzierte sich ausdrücklich von Allie und schrieb auf Twitter: „Ich glaube Shawna Gore. Basierend auf dem, was ich heute gelesen habe, werde ich nicht mehr mit Scott Allie zusammenarbeiten.“

Auch Dark Horse Comics veröffentlichten ein Statement zu den Umständen und gaben an, nicht mehr mit Allie arbeiten zu wollen. Zudem entschuldigten sie sich bei Fans, Künstler*innen und Mitarbeiter*innen für all den Schaden und die Verletzungen, die Scott Allie herbeigeführt habe.

Die Comicszene hat ein Problem. Ein Problem mit gewissen Männern in Machtpositionen und ihrem unsäglichen bis kriminellen Verhalten gegenüber Frauen. Dass diese Geschichten nun wie in einem Dominoeffekt hochkochen, scheint kaum verwunderlich, denn die Probleme bestehen seit Jahren, meist ungehört oder ignoriert.

Ein Skandal in der Größenordnung eines Harvey Weinstein ist lediglich eine ans Licht getretene, monströse Eisbergspitze eines großflächigen, gesellschaftlichen Problems, dessen Schemata sich in allen Bereichen der Kunst und Unterhaltung wiederfinden lassen. Und der erste und womöglich schwerwiegendste Fehler, den ein Gegenüber in solch einer Situation machen kann, ist nicht zuzuhören.

In einem heute veröffentlichten Artikel rekapituliert der Tagesspiegel die Ereignisse.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf: bizzaroworldcomics.de

Emanuel Brauer ist Betreiber des Comic-Blogs bizzaroworldcomics.de, Autor für das Comic-Fachmagazin Comixene sowie auch für Comic.de.