Aus der Pressemitteilung:
Die Comicbiografie „Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung“ (hier die Kritik auf Comic.de) der Münchner Comickünstlerin Barbara Yelin (November 2023 bei Reprodukt erschienen) ist mit dem diesjährigen Gustav-Heinemann-Preis für Kinder- und Jugendbücher ausgezeichnet worden. Der Gustav-Heinemann-Preis wird seit 40 Jahren von der nordrhein-westfälischen Landesregierung verliehen und ist mit 10.000 Euro dotiert. „Emmie Arbel“ ist nach Reinhard Kleists „Der Traum von Olympia“ (2016) der zweite Comic, der diese Auszeichnung erhalten hat.
Barbara Yelins „Emmie Arbel“ ist ein vielschichtiges dokumentarisches Meisterwerk, das im Grenzbereich zwischen Oral-History, Journalismus und Comickunst ein jüdisches Leben nacherzählt, das – wie so viele andere – von den Gräueln des Nationalsozialismus gezeichnet wurde. Geboren 1937 in Den Haag, wird Emmie Arbel mit ihrer jüdischen Familie 1942 von den Nazis deportiert. Sie überlebt als Kind die Konzentrationslager Ravensbrück und Bergen-Belsen. Als der Krieg vorbei ist, ist sie acht Jahre alt. Ihre Eltern und Großeltern sind im Holocaust ermordet worden. Emmie Arbel lebt heute nahe Haifa. Immer wieder reist sie nach Deutschland, um als Zeitzeugin zu sprechen. Ihre Kindheit und Jugend waren geprägt von Gewalt, Missbrauch, Sprachlosigkeit und Einsamkeit. Sie blickt aber auch zurück auf ein Leben voller Rebellion, Selbstermächtigung und Humor. Auf Basis persönlicher Begegnungen und zahlreicher intensiver Gespräche mit Emmie Arbel schafft Barbara Yelin eindringliche Erinnerungsliteratur, die zugleich eine Reflexion über das Erinnern selbst ist. Über Jahre hat Barbara Yelin die resolute israelische Dame begleitet und interviewt und mit ihr zusammen ihre Erinnerungen, aber auch die Leerstellen in ihrem Leben erarbeitet und als Zeit- und Lebensdokument festgehalten.
Diese Leistung wird nun mit dem renommierten Gustav-Heinemann-Preis geehrt, einer der wichtigsten Auszeichnungen für deutschsprachige Kinder- und Jugendliteratur. Mit dem Preis wird jährlich ein Buch prämiert, das junge Leserinnen und Leser ermutigt, sich für Menschenrechte, für zivile Formen der Konfliktbewältigung, für Toleranz und gegen Gewalt zu engagieren. Betreut wird der Preis von der Landeszentrale für politische Bildung im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. In der Urteilsbegründung der Jury heißt es, Barbara Yelins Graphic Novel spiegele das Bruchstückhafte der Erinnerungen, lasse bewusst Konturen verwischen und Leerstellen offen. Ihr Buch dokumentiere die allmähliche Rückkehr der Erinnerung an das Verdrängte. Besonders bemerkenswert sei der breite zeitliche Bogen, den das Buch schlägt: von der Kindheit bis ins höhere Alter von Emmie Arbel – mit allen emotionalen Facetten.
NRW-Kulturmisterin Ina Brandes schreibt zu „Emmie Arbel“: „Die Gräuel des Holocaust machen uns sprachlos. Immer noch und immer wieder. Umso beeindruckender gelingt es Barbara Yelin mit Worten und Bildern, das große Leid von Emmie Arbel und ihrer Familie nachzuerzählen. Gerade junge Menschen fühlen sich von Graphic Novels angesprochen.“
Die Preisverleihung in Anwesenheit von Emmie Arbel wird am kommenden Wochenende stattfinden:
Sonntag, 29. November 2024, 10 bis 12 Uhr
Alte Synagoge – Haus jüdischer Kultur
Edmund-Körner-Platz 1
45127 Essen
Barbara Yelin: Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung • Reprodukt, Berlin 2023 • 192 Seiten • Hardcover • 29,00 Euro