„Jeremiah 34“ – Dauerbrenner der Postapokalypse

Wir befinden uns im Stadium der medialen Dauer-Postapokalypse. Die „Walking Dead“ wandeln über die Erde, „Mad Max“ rauscht durch die Wüste, „Die 100“ müssen sich alleine ohne Erziehungsberechtigte durchschlagen.

Das Leben nach dem Weltuntergang ist natürlich auch im Science-Fiction-Comic ein gerngesehenes Thema, und keiner hat sich dem so ausführlich gewidmet wie der Belgier Hermann (Andy Morgan, Comanche), der den blonden Bauernburschen „Jeremiah“ und dessen Kumpel Kurdy (ein Knabe mit Stahlhelm und „Mother“-Kettchen) seit über dreißig Jahren und in mittlerweile 34 Bänden durchs Amerika der Postapokalypse ziehen lässt. In fast jedem Nest, durch das sie kommen, erst per Pferd und Esel, mittlerweile per Motorrad, bekommen sie es mit dem lokalen Irren zu tun, der die Bevölkerung unterdrückt, damit es ihm ein klein wenig besser geht als dem Rest. „Jeremiah“, das war und ist die Hochzeit aus „Mad Max 2“ und Sergio Leone.

Auf dem Weg gab es grandiose Meisterwerke wie „Explosive Beute“, „Falsche Hoffnungen“ oder „Wer ist Blue Fox?“, viele hochkarätige Abenteuer, manchmal business as usual und ein paar echte Aussetzer – aber das ist bei einer Serie diesen Umfangs wohl kaum anders zu erwarten.

Das Schöne an „Jeremiah“ ist immer noch, das man jederzeit einsteigen kann. Alle Bände sind völlig in sich abgeschlossen und die wenigen verbindenden Elemente sind alles andere als ein roter Faden oder gar Plot. Neue Stadt, neues Unglück. Bis unsere Helden am Schluss weiterziehen.

Das ist auch im neusten Band der Serie, die nun im neuen Erko-Verlag erscheint, nicht anders. In „Jungle City“ landen Jeremiah und sein Kumpel im titelgebenden Kaff, das unter Wasserarmut leidet. Aber wer nun ein raffiniertes Garn à la „Chinatown“ erwartet, befindet sich auf dem Holzweg. Denn 1) macht der fiese Wasserbaron Nesstler überhaupt keinen Hehl aus seiner Gier und 2) haben Jeremiah und Kurdy eh keine Lust, sich mit dem Schicksal der Einwohner zu beschäftigen. Doch vor den Toren von Jungle City treiben sich schon die brutalen Söldner herum, die die Stadtbewohner auf Geheiß von Nesstler zur Räson bringen sollen. Und dann werden die Bikes des nomadischen Duos geklaut und die Sache wird „persönlich“.

Das ist kompetent eingefädelt, lakonisch und mit erstaunlich vielen Auslassungen inszeniert. Denn die Standard-Dramaturgie hat Hermann schon vor vielen Jahren aufgegeben. Wir befinden uns quasi im Alterswerk des Künstlers, der das Erlernte auf die Essenz eindampft und veredelt. Wem das etwas zu verspielt ist, sollte unbedingt zu den „Integral“-Bänden der Serie greifen, in denen je drei alte Abenteuer gesammelt werden. Da geht es ganz „klassisch“ zu, aber nicht minder interessant.

Die Postapokalypse jedenfalls wäre ohne „Jeremiah“ ein ganzes Stück langweiliger.

Hermann: Jeremiah 34: Jungle City. Erko, Wuppertal 2015. 48 Seiten, € 14,95