Zauberei, Lust und Mord

„Die Frau des Magiers“ stellte 1984 die erste Comic-Zusammenarbeit des amerikanischen Schriftstellers Jerome Charyn und des französischen Künstlers François Boucq dar, die zunächst serialisiert im Magazin „(A Suivre)“ veröffentlicht wurde, ehe 1986 die Albenversion herauskam, was Charyn und Boucq 1987 auf dem wichtign Comic-Festival in Angoulême die Auszeichnung für den besten französischen Comic des Jahres einbrachte. Auf Deutsch fand man „La Femme du magicien“ 1988 in zwei Bänden innerhalb der Reihe „Schwermetall präsentiert“. Jetzt veröffentlicht Splitter eine neu geletterte Gesamtausgabe im Hardcover.

In den Sechzigern brennt Edmond mit der elterlichen Haushälterin Mrs. Wednesday und ihrer jungen Tochter Rita durch, um als großer Bühnenzauberer aufzutreten. Doch während die Show der drei in Moskau, Paris und Kairo das Publikum begeistert, wird Edmonds Assistentin und Geliebte älter und älter – und ihre junge Tochter schöner und schöner. Schließlich nimmt sie nicht nur auf der Bühne den Platz der Mutter ein, sondern auch im Lustzentrum des selbstsüchtigen Magiers. Dadurch wird die schräge Dreiecksbeziehung kein Stück weniger brisant oder schwierig …

Alles beginnt also zwischen Surrealismus und Sex und fühlt sich am Anfang immer gefährlich verboten an. Dann verlegt Charyn die weitere Handlung in seine Heimat New York City und macht die Story zu einem rauen Krimi, was mit einiger Härte und Gewalt einhergeht, die sich nicht zuletzt in Boucqs Artwork widerspiegelt. Aus heutiger Sicht, quasi dreißig Jahre in der Rückschau, kann man leicht sagen, dass „Die Frau des Magiers“ absolut wegweisend und stilprägend war für das gemeinsame Comicschaffen der beiden.

Ihre kreative Partnerschaft setzen Charyn und Boucq übrigens bis heute fort – nach „Die Frau des Magiers“ damals direkt  mit „Teufelsmaul“, dessen Neuauflage Anfang 2016 ebenfalls bei Splitter ansteht, nachdem dort im Sommer mit „Little Tulip“ bereits der aktuellste Comic der beiden erschienen ist.

Jerome Charyn & François Boucq: Die Frau des Magiers. Splitter, Bielefeld 2015. 88 Seiten, € 18,80