Der Franco-Manga „Lastman“

Ein Mix aus Avantgarde und Action.

Einige der größten Comic-Erfolge der letzten zwanzig Jahre kamen aus Japan. „Dragon Ball“, „One Piece“, „Naruto“ und jüngst „Attack on Titan“ nehmen in größeren Buchhandlungen gern mal ein paar Meter ein. Mit Staunen und manchmal auch Unverständnis wird von Erwachsenen die Begeisterung der Kids für die Manga zur Kenntnis genommen, was dem Erfolg vermutlich eher noch zugutekommt.

Jetzt haben sich mit Balak, Michaël Sanlaville und Bastien Vivès (Polina, Der Geschmack von Chlor) drei Franzosen zusammengetan, um einen europäischen Manga zu produzieren, der den inhaltlichen und (einigen) ästhetischen Vorgaben dieser japanischen Welterfolge Rechnung trägt. „Lastman“ ist schwarzweiß (mit ein paar einleitenden Farbseiten), im Mittelpunkt stehen Kämpfe, die immer größer und schwieriger werden, man wird nicht mit Text überhäuft und bekommt ständig Nachschub. In anderthalb Jahren haben die drei Autoren sechs 200-seitige Bände angefertigt (von denen auf Deutsch bisher zwei erschienen sind), das ist schon eine Hausnummer.

Es geht in „Lastman“ um den zwölfjährigen Adrian, der nach langem Training in einer Kampfkunstschule endlich an seinem ersten großen Turnier teilnehmen darf. Als sein vorgesehener Partner plötzlich erkrankt und die Teilnahme zu platzen droht, springt Aldana ein, ein erwachsener Mann und Fremder in der Stadt. Doch das völlig ungleiche Team erringt überraschenderweise zügig Erfolge, auch weil ihre selbstgefälligen Gegner sie unterschätzen.

Schon auf den zweiten Blick merkt man, dass es sich, bei aller Ähnlichkeit, keineswegs um reine Pastiche handelt. Denn spätestens beim Lesen ist klar, dass die drei Autoren zwar eine dramatische, spannende, leicht zugängliche Geschichte erzählen wollen, aber nicht für Kids. Vivès’ Zeichnungen sind ein dynamischer Mix aus Avantgarde und Action, die Story bekommt zarte Nuancen und Brüche, und die Charaktere, die zunächst nur Klischeefiguren sind, erhalten Ecken und Kanten. Das macht „Lastman“ zu einer interessanten, höchst lesenswerten Serie, die an der Faszination „Manga“ anknüpft und ein intelligentes Spiel mit dieser Faszination spielt. Nennen wir es einen „Meta-Manga“. Der Riesenspaß macht.

Balak, Michaël Sanlaville, Bastien Vivès: Lastman 1-2. Reprodukt, Berlin 2014-2015. Je 216 Seiten, je € 18,–