„Lydie“ – Ein Trauerspiel

Zidrou und Jordi Lafebre erzählen eine Geschichte mit viel Herz.

Belgien, irgendwann in den 1930er-Jahren. Die Sackgasse des Babys mit dem Schnurrbart verdankt ihren Spitznamen einem alten Plakat am Ende der Stichstraße, mit dem irgendein lustiger Vandale vor Jahren Schabernack getrieben hat. In dieser Gasse, die man auf keinem Stadtplan findet und wo die Nachbarn unter den Augen der Madonnen-Statue zusammenhalten, spielt „Lydie“ von Szenerist Benoit Drousie alias Zidrou und Zeichner Jordi Lafebre.

Als die junge Camille, die wohl nie den Nobelpreis gewinnen wird, wie ihr Vater Augustin liebevoll sagt, ihre von weiß Gott wem gezeugte Tochter im Kindsbett verliert, ist das schrecklich. Zwei Monate später jedoch ist Camille davon überzeugt, dass die Engel ihre kleine Lydie zurückgebracht haben, denn ein Kind gehört eben nicht ins Paradies, sondern zu seiner Mutter. Die Schnurrbärtler – wie sich die Bewohner der Stichstraße selbst nennen – wundern sich, spielen aber bei der Komödie mit. Die tut schließlich niemandem weh und bringt viel Gutes in Camilles Leben…

Zidrou und Lafebre erzählen eine traurige, zugleich sehr schöne Geschichte. Mag sein, dass sie das Ganze letztlich etwas überstrapazieren, doch daran sollte man angesichts der tollen Figuren und der herrlichen Zeichnungen einfach nicht zu viele Gedanken verschwenden. Und immerhin geht es in „Lydie“ ja genau darum, dass es in manchen Fällen leichter und besser ist, mitzumachen, anstatt sich dem Guten rational zu verweigern.

Ein bezauberndes Album mit viel Gefühl und Charme, das im Eckart Schott Verlag Salleck Publications auf Deutsch erschienen ist. Neben dem regulären Hardcover gibt es noch eine auf 200 Exemplare limitierte, nummerierte Vorzugsausgabe mit zusätzlichen Skizzenseiten und einem von Jordi Lafebre signierten Druck.

Zidrou, Jordi Lafebre: Lydie. Salleck Publications, Wattenheim 2015. 60 Seiten, 20 Euro