„Von Dieben und Denunzianten“ – In Zeiten des Krieges

Julien Sarlat, die Hauptfigur aus Jean-Pierre Gibrats „Der Aufschub“, findet auch in „Von Dieben und Denunzianten“, dass Salleck Publications in einer schönen Gesamtausgabe vorlegt, seine Erwähnung. Er ist der Freund von Cécile, die hier aber auch nur im Hintergrund bleibt. Denn eigentlich ist es die Geschichte ihrer Schwester Jeanne, mit der Gibrat sich hier befasst.

Es ist das Jahr 1944: Jeanne wird verhaftet, weil sie als Schwarzmarkthändlerin denunziert wurde. Bei ihr wurden jedoch Waffen gefunden, weswegen sie als Mitglied der Resistance an die Deutschen überstellt werden soll. In der Zelle lernt sie Francois kennen, einen Dieb, der für sie die Rettung ist. Denn ihm gelingt die Flucht – und Jeanne nimmt er im Schlepptau mit.

Jeanne hat Angst um ihre Schwester, muss aber selbst aufpassen, dass sie ohne Papiere nicht geschnappt wird. Francois hilft ihr, auch wenn sie nicht versteht, wieso der kleine Ganove, der sich selbst immer der Nächste war, ihr nun beisteht.

Die ursprünglich in zwei Alben erzählte Geschichte ist sehr unaufgeregt, so wie es auch Gibrats Stil ist. Er übersteigert nicht, sondern zeigt sowohl die Deutschen als auch die Kollaborateure und Widerständler als ganz normale Menschen, die sich in einer anormalen Situation entscheiden müssen, welchen Weg sie einschlagen.

Die klaren und sauberen Zeichnungen des seit Mitte der 1970er Jahre tätigen Comic-Schaffenden sind extrem stimmungsvoll. Ihnen wohnt eine Wärme inne, die den Leser wohlig umschmeichelt. „Von Dieben und Denunzianten“ ist dabei weniger ein spannender Thriller als vielmehr Momentaufnahme einer verheerenden Zeit – illustriert durch Einzelschicksale.

Im Bonusteil des Buchs gibt es ein- und zweiseitige Illustrationen, verschiedene Skizzen und ein Nachwort von  Jackie Berroyer.

Gibrat: Von Dieben und Denunzianten. Salleck Publications, Wattenheim 2015. 144 Seiten, € 29,80