Endzeit-Horror mit Herz

Vermodernde Wiedergänger mit einem Heißhunger auf menschliche Gehirne sind dieser Tage nicht zuletzt durch die extrem erfolgreiche TV-Serie „The Walking Dead“ (basierend auf den bei Cross Cult erscheinenden Comics) ein Garant für die ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums. Das populäre Szenario bietet nicht nur Raum für viel blutige Action, sondern vor allem auch für die Entdeckungsreise hinab in menschliche Abgründe. Aber tiefe und intelligente Zombie-Stories müssen nicht zwingend erst ihren Weg über den großen Teich finden.

Olivier Perus „Zombies“-Reihe ist ein Paradebeispiel dafür, auf welches Niveau man einen trashigen Stoff mit entsprechenden erzählerischen Fähigkeit befördern kann. In den drei Hauptbänden des ersten Zyklus erzählt der Franzose die bewegende Geschichte des egoistischen Verlierers Sam. In der Hoffnung seine verloren geglaubte Tochter wieder in die Arme schließen zu dürfen wächst der gescheiterte Vater weit über sich hinaus und bahnt sich seinen Weg durch Heerscharen sabbernder Untoter. Augenzwinkernde Seitenhiebe auf das Genre gehören bei „Zombies“ genau so fest zum Programm wie fühlende, atmende Charaktere, mit denen der geneigte Leser nicht nur bangen und hoffen kann, sondern einfach muss.

Der internationale Erfolg gab dem frischen „Zombies“-Rezept recht und brachte bereits einen Prequel-Band sowie den ersten Teil des Spin-Offs „Zombies – Nechronologien“ hervor, der die politischen Prozesse rund um das Ende der Welt auf zynische und spannende Weise in das Zentrum der Erzählung rückt. Nicht nur der deutlich rauere und dynamischere Zeichenstil von Nicolas Petrimaux, sondern vor allem der komplexere, manchmal beinahe philosophische Inhalt sorgen dafür, dass die „Nechronologien“ weit mehr als eine simple Ergänzung der Endzeit-Saga sind. Im Dezember erscheint der zweite Band des Serienablegers im Splitter-Verlag. Noch bleibt aber etwas Zeit, um die Schrotflinten durchzuladen, die großartige Story aufzuholen und sich so für das nächste Kapitel im „Zombies“-Epos zu wappnen.