Heldin mit Hoodie und Hype

In der „Spider-Man“-Heftserie lief zuletzt das große Spidey-Crossover „Spider-Verse“, in dem Netzschwinger aus mehreren alternativen Realitäten und parallelen Welten zusammenkamen, um gemeinsam einen grausamen, mächtigen Feind zu bekämpfen. Dabei gab es manch eine abstruse Spinnen-Variation zu bestaunen, etwa Spider-Ham, den indischen Spider-Man oder den japanischen Spidey-Kampfroboter …

Bereits im Prolog zu „Spider-Verse“ debütierte außerdem die junge Gwen Stacy als Spider-Woman. In der klassischen Historie des Marvel-Universums war Gwen eigentlich Peter Parkers große Liebe zu Studien-Zeiten, die 1973 vom Grünen Kobold getötet wurde – ein Meilenstein und sogar Wendepunkt für Superhelden-Comics. In „Spider-Verse“ geht es jedoch um Wandkrabbler-Varianten aus Welten, wo alles anders ist. So auch in der von Gwen Stacy, wo diese anstelle von Peter Parker in jungen Jahren von der radioaktiven Spinne gebissen und zur netzschwingenden Heldin mit Hoodie und Maske wird.

Der Erfolg des ursprünglichen One-Shots von Autor Jason Latour und Zeichner Robbie Rodriguez sowie Spider-Gwens nachfolgende Auftritte während der großen Storyline sorgten für einen regelrechten Spider-Gwen-Hype in den USA: Auf Comic-Messen tauchten Fans plötzlich scharenweise in Spider-Gwen-Kostümen auf, und das lag sicher nicht allein daran, dass so ein weißer Kapuzenpulli leicht zu modifizieren ist. Marvel reagierte prompt und spendierte der nicht ganz alten, aber auch nicht ganz neuen Heroine eine eigene Solo-Serie.

Deren erster Band ist dieser Tage auf Deutsch erschienen, sieht spektakulär gut aus und liefert erfrischend andersartige Webslinger-Action mit der jungen Gwendolyne als Heldin, die es nach „Spider-Verse“ in ihrer Realität mit dem Geier, einem hartnäckigen Cop namens Frank Castle und dem schurkischen Daredevil aufnehmen muss. Bunt, packend, witzig, sympathisch, nerdig, für neue und alte Fans – so etabliert man ruckzuck eine alte Figur als neue Heldin.

Jason Latour, Robbie Rodriguez: Spider-Gwen Bd. 1: Drahtseilakt. Panini, Stuttgart 2015. 112 Seiten, € 14,99

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