Mit ihrer seit 1983 kontinuierlich fortgesetzten Reihe um die „Geheimnisvollen Städte“ hat das Duo Francois Schuiten und Benoit Peeters ein Gesamtwerk vorgelegt, das mit der imposanten Architektur nicht nur optisch imposant ist, sondern auch durch die in diesen Straßenschluchten wandelnden Verlorenen einen emotionalen Kontrastpunkt setzt.
Mit „Nach Paris 1“ – der Titel täuscht, ist dies doch kein Teil der „Geheimnisvollen Städte“ – hat das Duo nun einen faszinierenden Science-Fiction-Stoff vorgelegt. Die Geschichte beginnt im Jahr 2155, nicht auf der Erde, sondern auf der Arche. Wenige Überlebende haben die Erde verlassen, die unwirtlich und gefährlich geworden ist. Es ist ein diffiziles Gesellschaftskonstrukt, das nun existiert, mit der Forderung an jede Frau, zwei Norm-Kinder zu bekommen, um die Bevölkerungszahl konstant zu halten. Karinh verweigert sich dem jedoch, sie träumt von Paris. Einem Paris, das es nicht mehr gibt, das sie aber sehen will. Da sie in dieser Gesellschaft ein Störfaktor ist, schickt man sie mit einem desolaten Schiff in Richtung Erde. Doch was sie dort findet, ist alles andere als das, was sie aus den Büchern kannte.
Erst mit dem zweiten Band ist die Geschichte abgeschlossen, sie bleibt darum hier noch ungreifbar, fast wie ein Fiebertraum, bei dem man niemals weiß, welche Richtung er als nächstes einschlagen wird. Der Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt, ersinnen Schuiten und Peeters doch eine Welt der Zukunft, in der vieles möglich ist, aber nur wenig erklärt wird. Damit einher geht eine Distanz, die dazu beiträgt, dass der Comic für den Leser zum Faszinosum wird. Hinzu kommt eine Portion Sozialkritik, die „Nach Paris“ in die Nähe cineastischer Science Fiction der 1970er Jahre rückt.
Wie Schuiten und Peeters ihre Geschichte auflösen, wird spannend. Immerhin hat man hier einen der seltenen Fälle, bei denen man nicht vorhersehen kann, was als nächstes passieren wird.
Francois Schuiten, Benoit Peeters: Nach Paris 1. Schreiber & Leser, Hamburg 2015. 64 Seiten, € 22,80