VELVET 2 – Was, wenn James Bond eine Frau wäre?

Die Idee zu „Velvet“ gärte über acht Jahre hinweg. Immer wieder spielte Ed Brubaker in seinem Kopf mit der Geschichte herum, einiges veränderte sich, eines blieb jedoch gleich: Er wollte die Geschichte einer Frau erzählen, die scheinbar „nur“ eine Sekretärin ist. Sicher, sie ist die Sekretärin des Direktors eines elitären, britischen Geheimdiensts, aber eben doch nicht nur eine Moneypenny.

Tatsächlich ist Velvet Templeton eine ehemalige Agentin, die seit Jahren am Schreibtisch sitzt. Darum unterschätzt man sie auch, aber sie beginnt, den Tod eines Agenten zu untersuchen und findet sich inmitten eines Komplotts wieder, das sie als Mörderin zeichnet. Doch als sie verhaftet werden soll, flieht sie, nicht ohne jedoch ihre Häscher auszuschalten. Im zweiten Band der Reihe kehrt Velvet nach London zurück, weil ihr klar geworden ist, dass alles, was sie über die schlimmste Nacht ihres Lebens zu wissen glaubte, eine Lüge ist. Nun sucht sie nach dem Verantwortlichen.

Die Serie spielt im Jahr 1973 – Velvets Agenteneinsätze fanden darum schon in den 1950er und 1960er Jahren statt. Nun ist sie eine Mitt-Vierzigerin, die auf sich alleine gestellt agiert.

Brubaker wählte diese Zeitperiode, weil er den Kalten Krieg als Hintergrund haben wollte. Er hält sich auch von Superhelden-Elementen fern und erzählt stattdessen mit seinem „Captain America: The Winter Soldier“-Kompagnon Steve Epting eine knallharte, mit überraschenden Wendungen aufwartende Spionage-Geschichte, deren Ende momentan noch völlig offen ist.

Die Serie brilliert nicht nur, weil sie immens spannend gestaltet ist, sondern weil Velvet Templeton – ganz in der Tradition von Modesty Blaise – eine starke Frauenfigur ist, wie es sie innerhalb des Agenten-Genres nur sehr selten zu sehen gibt.

Ed Brubaker, Steve Epting: Velvet 2 – The Secret Lives of Dead Men. Dani Books, Groß-Gerau 2016. 110 Seiten, € 16,99

velvet-band-2-the-secret-lives-of-dead-men