Comicverfilmungen sind zurzeit zwar en vogue, doch längst nicht alles, was für die große Leinwand konzipiert wird, erhält auch einen deutschen Kinostart. Besonders europäische Produktionen haben auf dem hiesigen Filmmarkt oft das Nachsehen. Die französische, 2013 von Regisseur Sólveig Anspach realisierte Filmadaption der Graphic Novel „Lulu – Die nackte Frau“ ist ein Paradebeispiel. Der Comic erschien 2012 auf Deutsch beim Splitter Verlag. Als Film hatte die melancholische Erzählung hierzulande indes keine Chance, weder ein Kino- noch DVD-Start war ihr vergönnt.
„Lulu – Die nackte Frau“ ist keine leichte Kost. Zeichner und Autor Étienne Davodeau (Die Ignoranten, Der schielende Hund) bereitet eine bedrückend-realistisches Passage der Titelfigur Lulu auf, eine schüchterne Frau in den Mittvierzigern, die, nachdem sie sich jahrzehntelang für ihre Familie aufgerieben hat, in der Arbeitswelt nicht mehr Fuß fassen kann. Die andauernden Demütigungen in den Bewerbungsgesprächen treiben sie schließlich zu einem Ausbruchsversuch, der jedoch wenig Anlass zur Hoffnung gibt.
Wie viel von Davodeaus präzisen Alltagsbeobachtungen, die unter der Hand auch die Rolle der von den Heilsversprechungen des Kapitalismus ausgeschlossenen Menschen sezieren, es in die Verfilmung unter dem Titel „Treibsand“ geschafft haben, kann man nun doch noch dank Arte herausfinden. Am 1.6.2016, also morgen, um 20:15 Uhr präsentiert der Sender den Film als deutsche Premiere, Wiederholungen folgen am 3.6., 22.6. und 27.6., danach wird er kostenlos eine Woche lang in der Mediathek erhältlich sein. Hier kann man sich bereits einen Trailer anschauen.